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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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war es, das mir, fern vom Schuß, diesen Krieg begehrenswert und nun […] so verhei- ßungsvoll gemacht hatte! Meine Rettung war er, die Befreiung aus der Heimatlosig- keit […]. […] [I]ch, der Pazifist, wünschte und billigte den Krieg.467 Lothars in Europa gebliebene Brüder Hans und Robert teilten seine Eupho- rie nicht. In den Briefen der beiden wird immer wieder thematisiert, dass Lothar sich keine Vorstellung von den Bedingungen mache, unter denen sie lebten. Robert, der in Wien geblieben war, schreibt Lothar im März 1939, dass er, nachdem er als Anwalt nicht mehr habe arbeiten können, nun sein Geld (täg lich drei RM) mit dem Abschreiben von Adressen verdiene,468 waren doch am 20. Mai 1938 die »Nürnberger Rassengesetze« auch in Österreich einge- führt worden, wodurch alle Juden ihre Approba tion zur Berufsausübung an Arier verloren. Die Frist für die Arisierung des Rechtsanwaltsberufs war mit 31. Dezember 1938 festgesetzt worden,469 wurde aber mehrmals verlängert. Gab es am 1. Januar 1938 in Wien noch über 2500 Rechtsanwälte, waren es genau ein Jahr später nur mehr 767.470 Mitte Dezember 1939 meldet sich Robert ein letztes Mal bei Lothar: Wenn Du meine Lage mit der Euren vergleichst, so hast Du von dem Leben, das ich seit Monaten führe, nicht die richtige Vorstellung. Vor allem nicht von der Atmosphäre, in der unsereins hier vegetiert. Auch ich im besonderen. Ohne Mög- lichkeit, etwas zu verdienen (am 31. d. [M.] bin ich aus der Anwaltsliste definitiv gestrichen)[,] von den Gläubigern als »fuchtverdächtiger Jud« verfolgt und gepei- nigt, von […] allen arischen Freunden losgelöst, von den ausgewanderten jüdischen Bekannten verlassen, also […] mit sich mutterseelenallein, das kann man überhaupt nicht mehr leben nennen. Und doch bin ich ein zweites Mal zu feige, frei lich nur aus Angst vor dem neuer lichen Mißlingen. Sonst wäre ich selig, draußen bei unse- ren guten seligen Eltern zu liegen, die ich jede Woche 2 oder 3 mal besuche. Es sind meine schönsten Stunden. Dort gibt es, wenn man von der ausgebrannten Aufbewahrungshalle absieht, noch Ruhe und Frieden. Man fühlt sich als Mensch und das bedeutet schon viel.471 467 Ebd., S. 213. 468 Brief von Robert Müller an EL. Wien, 20. März 1939. WBR, ZPH 922a. 469 Vgl. Alexander Mejstrik: Berufsschädigungen in der na tionalsozialistischen Neuordnung der Arbeit, S. 166. 470 Vgl. ebd., S. 197. 471 Brief von Robert Müller an EL. Wien, 17. Dezember 1939. WBR, ZPH 922a. 1938 – 1946: Exil228 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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