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der österreichischen Verfilmung des Engels der Meinung gewesen waren, dass
»zum Teil zu viel vom Buch abgewichen« und der Film »zu langsam und auch
photographisch noch mangelhaft« sei,249 schien ihnen die eng lische Fassung
des Films nun die Gelegenheit zu bieten, diese Fehler auszumerzen. Aller-
dings war sehr bald klar, dass Lothars Vorschläge bei den Filmschaffenden
nur bedingt auf fruchtbaren Boden fielen. Auffassungsunterschiede machten
sich bereits in den ersten Gesprächen zwischen dem Romanautor und dem
Filmproduzenten bemerkbar.250
Auch Karl Hartl, der bei der britischen Produk tion erneut Regie fĂĽhrte,
hatte sich zwar mit Lothars Mitarbeit an dem Drehbuch einverstanden erklärt,
schien aber dennoch in Bezug auf seine eigenen Vorstellungen eine »diktato-
rische Haltung« 251 einzunehmen. Sobald das Script in seiner fertigen Fassung
vorliege, solle Lothar sagen, ob er es gutheiße, andernfalls Vorschläge zu dessen
Verbesserung machen. Lothar reiste im Januar 1949 nach London, wo er schon
bald feststellen musste, dass seine Hilfe nur in äußerst eingeschränktem Maße
gebraucht wurde oder gewollt war.252 Seine Vorschläge wurden kaum berück-
sichtigt, ĂĽber die Film- und Pressebetreuerin Elizabeth Scott- Montagu,253
mit der er seit Jahren befreundet war, erfuhr er, dass seine Anwesenheit in
London eine reine Gefälligkeit gewesen sei.254 Lothar entschied sich, über die
Vertrag zwischen Vindobona-
Film und EL bezĂĽg
lich des Engels mit der Posaune. Wien, 9. Juli
1947. WBR, ZPH 922a.
249 Vgl. Brief von AG an Alma Mahler-
Werfel. Badgastein, 23. September 1948. Annenberg Rare
Books & Manuscripts Library. Van Pelt- Dietrich Library Center. University of Pennsylvania.
Correspondence between Franz Werfel and Ernst Lothar. Collec tion: Mahler-
Werfel: Ms.
Coll. 575, folder 751.
250 Vgl. EL: Das Wunder des Ăśberlebens, S. 350.
251 Brief von EL an AG. [Wien, 9. Dezember 1948.] WBR, ZPH 922a.
252 Vgl. Brief von EL an AG. London, 4. Februar 1949. a. a. O.
253 Während des Zweiten Weltkriegs hatte sie für die britische Political Warfare Executive und
das amerikanische Office of Strategic Services, den Vorläufer der CIA, gearbeitet (vgl. Charles
Drazin: Korda, S. 318). Offenbar hatte Lothar jahrelang ein Verhältnis mit Elizabeth Scott-
Montagu (vgl. Elizabeth Susan Montagu und Ralph Montagu (Hg.): Honourable Rebel,
S. 416 – 419, S. 426 – 429, S. 542 – 545, S. 472, hier insbesondere S. 544). Sie schrieb ihm angeb
lich
fast täg lich Briefe, keiner davon ist in seinem Nachlass erhalten. Adrienne wusste allerdings
von dieser Liaison, ebenso wie von dem eventuell etwas anders gearteten Verhältnis zu Eleanor
»Elly« Ventura, die sich noch als Mrs. Sula Levitch Hals über Kopf in Ernst Lothar verliebte
und später den Journalisten Peter Weiser heiratete (vgl. etwa Testamentsentwürfe von Adrienne
Gessner. ZĂĽrich, 29. Mai 1952; vgl. auch Brief von Sula Levitch an EL. New York, 21. Oktober
1947. WBR, ZPH 922a).
254 Vgl. Brief von EL an AG. London, 9. Februar 1949. WBR, ZPH 922a.
1946 – 1950:
RĂĽckkehr284
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478