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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Erzählung Das Weihnachtsgeschenk heraus,157 die einen Jungen in eine Konfiktsitua- tion stellt, die »die Frage der Gerechtigkeit und der Rechtsprechung berührt« 158. Der insgesamt 209 Seiten starken und Adrienne gewidmeten Erzählung, die eine relativ kurze Zeitspanne von in etwa einem Monat (Dezember 1953) schildert, ist ein Motto Grillparzers vorangestellt, das die Lösung besagter Konfiktsitua tion vorwegnimmt: »Es gibt ein Recht, es steht nicht in Gesetzen, doch ist’s gerechter …« Eine Gerichtsverhandlung und die dem Autor wichtige Zeugenthematik nehmen den breitesten Raum der Erzählung ein und stellen gleichzeitig ihren Höhepunkt dar. So wie auch schon in dem Roman Kleine Freundin wird das Gerichtsgeschehen aus der Perspektive des Kindes gesehen, der Autor versucht, einen Einblick in das kind liche Rechtsempfinden zu geben bzw. dem Leser den Eindruck, den eine solche Verhandlung auf ein Kind macht, und die Gewis- sensnöte, in die es dabei geraten kann, näherzubringen. Fragen nach Wahrheit und Lüge, Schuld und Unschuld, Recht und Unrecht werden behandelt; und wie in so vielen anderen Büchern Lothars wird herausge- strichen, dass die Gerichtssprache die Wahrheit mehr verzerrt als zutage fördert. Die Protagonisten der Erzählung sind 1945 aus Marienbad vertriebene »Volks- deutsche«, die aufgrund der Beneš- Dekrete enteignet und so als mittellose Flüchtlinge bzw. »Displaced Persons« ihr Dasein in einer Behelfssiedlung in der Nähe Salzburgs fristen.159 Dies mag – abgesehen von seinem Bekanntheitsgrad (Der Engel mit der Posaune) – ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass sich die Beamten des deutschen Ministeriums bei ihrer Filmausschreibung an Lothar wandten. Außerdem hatte er bereits 1943 in seinem Roman Beneath Another Sun das Schicksal vertriebener Volksgruppen zu schildern versucht. Nach dem Eintreffen von Klebergs Schreiben Anfang 1955 hatte Lothar einen Monat Zeit, um seinen Vorschlag an das Ministerium zu senden; ein Prüfungskollegium aus »Experten für Geschichte, Literatur und Film« sollte dann innerhalb von zwei Monaten aus den eingegangenen Entwürfen drei zur Verfilmung geeignete auswählen. 40 Autoren nahmen an dieser Ausschreibung teil, die drei auserwählten wurden gegen ein Honorar von je 3000 DM mit der Erstellung eines Filmexposés beauftragt. 157 EL: Das Weihnachtsgeschenk. Erzählung. Wien: Paul Zsolnay 1954. 209 S. 158 Gertrud Lachnit: Ernst Lothar: Das Weihnachtsgeschenk. Erzählung. In: Bundesministerium für Unterricht, Zentralstelle für Volksbildung: Neue Volksbildung. Wien: Österr. Bundesverlag 1954, o. S. 159 Die Problematik der Heimatvertriebenen wird zwar angesprochen, allerdings nur beiläufig in zwei oder drei Passagen (EL: Das Weihnachtsgeschenk, S. 27, 193 f., 202). 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste«322 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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