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der geistig Schaffenden und auch die Sektion Hochschullehrer in der Gewerk-
schaft der öffentlich Bediensteten. Auch Dachorganisationen wie der Notring
der wissenschaftlichen Verbände Österreichs (Notring) und die Vereinigung der
Kooperativen Forschungsinstitute der gewerblichen Wirtschaft (VKF), die den
Gegenstandsbereich der reinen Interessenvertretung transzendierten, sind hier
einzureihen. Unter den parteinahen Berufsverbänden nahm der konservative
Österreichische Cartell-Verband (ÖCV) die vorherrschende Rolle ein (Stimmer
1997, 960ff);36 analog dazu bestanden verschiedene studentische Organisationen
und Vorfeldorganisationen (Forster 1984).
Im Verlauf der 1950er Jahre kristallisierte sich zuletzt auch die Vergabe und
Verteilung von Ressourcen an den Wissenschaftsbetrieb als institutionell eigen-
ständiger Aufgabenbereich heraus. Die – wenngleich in Österreich noch moderate
– Zunahme der Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) beförderte
die Herausbildung von eigenen „Fördersystemen“ (Braun 1997).37 Da, wie wir
noch sehen werden, die Bündelung der Forschungsförderung unter einem Dach
in Österreich institutionell nicht realisiert wurde, verblieb die Vergabe von Mit-
teln in weiten Teilen den ministeriellen Fachressorts. Allenfalls der Beirat für das
technische Versuchswesen, der im Bundesministerium für Handel und Wieder-
aufbau angesiedelt war (Grill/Hölzenbein 1952, 9ff), stellte eine Art der interme-
diären Mittelvergabe dar. Kleinere Einrichtungen waren etwa die von den Arbei-
terkammern eingerichtete Theodor Körner Stiftung sowie die schon genannten
Dachverbände Notring und VKF, die selbst Subventionen einhoben und diese
weiterverteilten. Ausländische Organisationen wie die Rockefeller Foundation
und die Ford Foundation vergaben ebenfalls Gelder zur Finanzierung von wis-
senschaftlichen Projekten. Und auch die Fulbright Commission verteilte zu dem
Zweck, den Austausch wissenschaftlicher Gäste und Studierender zu fördern, ihre
Ressourcen in Form von Grants.
In Summe bildeten all diese Einrichtungen das institutionelle Gerüst des wis-
senschaftlichen Feldes. Zur genaueren Analyse lassen sich nach ihrem Status drei
Arten von Einrichtungen unterscheiden: erstens hoheitliche (also von Körper-
schaften öffentlichen Rechts finanzierte und gesetzlich bzw. per Verordnung ver-
ankerte) Einrichtungen, zweitens solche, die privatrechtlichen Status hatten, und
drittens von ausländischen Einrichtungen gesetzte Initiativen. Die Einrichtungen
können nach ihrem Aufgabengebiet unterschieden werden, und zwar nach den
Bereichen Forschung, Lehre, Interessenvertretung und Ressourcenvergabe. In
Darstellung 4 werden die zuvor exemplarisch genannten Einrichtungen einer ent-
sprechenden Aufstellung zugeordnet.
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117