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54 akzeptiere „to place greater emphasis upon social sciences and American studies“.
Überhaupt war der Brief gekennzeichnet von dem Willen, den Erwartungen der
US-Stellen zu entsprechen: Wer immer auch vom BFS konkret als Gastprofessor
vorgeschlagen würde, „the Commission believes that it will be able to arrange pla-
cement in almost all cases.“46 Die Einhaltung dieses Versprechens freilich würde
die Kommission noch des Öfteren beschäftigen.
Der Wille zu guter Zusammenarbeit war beiden Seiten nicht abzusprechen.47
Doch dass die US-Visiting Lecturers und Research Scholars als einzige Kategorien
eine besondere inhaltliche Schwerpunktsetzung erfuhren, musste Konsequenzen
haben. Und zwar allein schon verfahrenstechnisch: Erstellung und Durchführung
der Projekte in diesen Kategorien gestalteten sich komplizierter und langwieri-
ger als bei den Grants der anderen Kategorien. Von den Hochschulen wurden
zunächst Vorschläge für Projektthemen eingeholt, die dann von der Kommission
gereiht wurden. Nach der üblichen Ausschreibung an amerikanischen Hoch-
schulen und der BewerberInnenauswahl durch das CBC ging der Ball zurück an
die USEC/A. Nach Bewertung durch das entsprechende Sub-Committee stellte
das Sekretariat unter Mitgabe eines Lebenslaufs eine Anfrage bei der betreffen-
den Fakultät, ob der ausgewählte Gastprofessor genehm wäre. Erst nachdem das
Fakultätskollegium positiv entschieden hatte, wurde die akademische Unterbrin-
gung geklärt.
Aber nicht der zusätzliche Verwaltungsaufwand machte die amerikanischen
Wissenschaftsgäste zu einer besonders umkämpften Kategorie. Es war die von
amerikanischer Seite explizit erwünschte thematische Eingrenzung, die einfach
nicht den Erwartungen der österreichischen Seite entsprach. Das war schon in
Hurdes’ Eröffnungsrede deutlich geworden; und wenn wir uns in den ersten Pro-
gram Proposals die ungleich detaillierteren Beschreibungen für die nach hinten
gereihten naturwissenschaftlichen und technischen Projekte vor Augen führen,
wird auch deutlich, mit wie viel mehr Sorge um die österreichischen Bedürfnisse
diese Projekte ausgewählt wurden.48
Der Unterschied im Interesse an den amerikanischen WissenschaftlerInnen
bestand darin, dass die österreichische Seite sich eine gezielte Stärkung bereits
etablierter Wissenschaftsfelder – insbesondere in den Natur- und Technikwissen-
schaften, aber auch in den Geisteswissenschaften – erhoffte. Demgegenüber strebte
die amerikanische Seite die Einpflanzung gänzlich neuer Wissenschaftsfelder an.
Da sie die Grundzüge des Programms diktierte, war es den amerikanischen Stellen
ein Leichtes, dem in der Rede Hurdes’ deutlich gewordenen Ansinnen einen Strich
durch die Rechnung zu machen. Der gefestigte und fixierte Platz von Social Scien-
ces und American Studies im Annual Program Proposal wurde in der weiteren
Entwicklung des Programms in Österreich nicht infrage gestellt, und in der Folge
erfuhr kein Proposal mehr ähnlich kritische Hinweise.
In den folgenden Jahren unterlag das Programm noch einigen Veränderungen.
Im dritten Proposal wurde erstmals zwischen den Kategorien „Gastprofessoren“
und „Forschende“ unterschieden.49 Insgesamt wurden neun Gastprofessuren ent-
lang von sieben spezifischen Projekten ausgeschrieben. Im vierten Programm wur-
den dann überhaupt nur vier Projekte insgesamt eingerichtet, und zwar (gereiht)
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117