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68 „Dr. Drimmel suggested that the possibility be investigated of recruiting
individual American lecturers on an invitational basis. […] [I]t was sug-
gested […] to recommend the Board of Foreign Scholarships and the
Department of State that such professors be recruited for shorter periods of
time if they were not available for a whole semester or academic year, and
that in order to attract professors of high standing, the size of their grants
be increased accordingly.“44
Dass Drimmel hier das Ideal eines Professorenaustauschs vorschwebte, das wir im
vorigen Abschnitt kennengelernt haben, ist unschwer zu erkennen. Die Konflikt-
linien waren also bereits klar. Doch beim folgenden Sondertreffen im Sommer 1953
nahm die Diskussion einen überraschenden Verlauf: Die Anwesenden konzentrier-
ten sich auf die Behandlung der Frage, wie „placement, counseling, and supervision
of American students“ in Angriff genommen werden sollten.45 Während für die
US-amerikanischen Studierenden eine tragbare Lösung gefunden wurde,46 konnte
der folgende Verhandlungsgegenstand der Visiting Lecturers nur noch berührt
werden. Vielleicht war die Zeit bereits fortgeschritten; vielleicht nahmen die Teil-
nehmer an der Sitzung an, dass ohnehin bereits das Nötige getan sei. Denn Drim-
mels radikaler Vorschlag wurde noch im selben Monat in Form eines Memoran-
dums nach Washington geschickt.47 In vier Punkten hielt die Kommission fest, was
man „betreffs der Ausgestaltung des Professoren-Austauschprogramms“48 als not-
wendig erachtete: erstens, „[t]hat first rate American professors be recruited on an
invitational basis in fields in which there is a real interest“; zweitens, dass diese Pro-
fessoren „be recruited directly by the CBC in cooperation with the Austrian institu-
tions of higher learning and outside of the regular competitions“;49 drittens, dass sie
„for shorter periods of time“ angeworben werden sollten; und viertens, „in order to
attract professors of high standing, the size of the grants for lecturers be increased
considerably“. Zuletzt wurde in einem Satz neuerlich zum Ausdruck gebracht, wel-
ches alternative Modell für die im Memorandum gemachten Vorschläge Pate stand:
„With regards to point 3 and 4 it was felt that Austria would derive greater
benefit from a short visit of a professor of wide repute than from the pres-
ence of several less prominent professors for a whole academic year.“50
Eine Antwort auf das Memorandum ist in den Quellen nicht enthalten. In einer
Besprechung zwischen dem Kommissionssekretariat und dem stellvertretenden
Sektionsleiter Adalbert Meznik wurde aber wenige Monate später protokollarisch
festgehalten,
„dass die Durchführung der vom Leiter der Sekt.I (Min.Rat Dr. Drimmel)
ausgesprochenen Wünsche, im Rahmen des Fulbright Programms, nur bes-
tens bewährte amerikanische Wissenschaftler und Forscher als Gastdozen-
ten nach Österreich zu entsenden, seitens der amerikanischen Zentralstelle
in den USA auf nicht unerheblichen Widerstand stösst. Dr. Schlag glaubt,
dass MR. Dr.Drimmel anlässlich seiner Amerikareise dieselben Erfahrun-
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117