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one exception, they appear to have been well selected. One of the greatest
assets of these grantees is their perfect command of German.“26
Damit in Zusammenhang fassten die Kommissionsmitglieder einen vagen
Beschluss:
„It was decided to bring the problems connected with this question, namely
the small number of American grantees in the Social Sciences and Ameri-
can Studies, to the attention of the Department. The general feeling of the
Commission with regard to grantees of German or Austrian origin was
expressed by Dr. Drimmel when he stated that there were no objections to
awarding grants to such persons as long as the number remained propor-
tionately small.“27
In einem Land, aus dem während der vorangegangenen zwanzig Jahre zahlreiche
WissenschaftlerInnen teils aus materieller Not, aber insbesondere aus politischen
bzw. antisemitischen Gründen emigrieren mussten und in sehr vielen Fällen in die
USA gegangen waren, wo sie ihre wissenschaftliche Karriere oftmals unter weit
besseren Bedingungen fortsetzen konnten, besaß die Unterscheidung in „native“
und „naturalized Americans“ einige Brisanz – vor allem, wenn dies auf die Per-
sonengruppe zutraf, die für die auf amerikanischer Seite besonders hoch in Kurs
stehenden Gesellschaftswissenschaften bzw. Social Sciences qualifiziert war (Fleck
2007, 214ff).
Die Haltung dürfte generell im Umgang mit emigrierten WissenschaftlerInnen
vorgeherrscht haben: Grundsätzlich gab es keine Einwände gegen deren tempo-
räre Rückkehr, solange es sich in Maßen hielt. Dass ausgerechnet Heinrich Drim-
mel, dem mächtigen Sektionschef und später ebenso mächtigen Unterrichtsmi-
nister mit austrofaschistischer Vergangenheit, im Protokoll dieser Satz zugeordnet
wurde, war bittere Ironie.28
Als man wenig später dazu überging, die Professorenkollegien amerikanische
WissenschaftlerInnen für die jährlichen Visiting Lecturer-Projekte vorschlagen zu
lassen, scheinen oftmals alte Kontakte zu mittlerweile naturalized Americans aus-
gegraben worden zu sein. Das hatte man in Washington eigentlich zu verhindern
versucht. Etwas irritiert stellte man dort fest:
„The Committee [der Joint Review Analysis, Anm. T. K.] appreciates the
reasons for the Commission’s insistence upon a high degree of fluency in
the German language […]. However, this requirement, plus the emphasis
of the universities in their name requests upon naturalized citizens, might
result in panels comprised of a higher proportion of naturalized citizens
than the Committee, the Commission, and the Board of Foreign Scholar-
ships have previously been willingly to approve.“29
Dass man auch auf US-Seite nicht so recht wusste, wie man mit dieser Sache
umgehen sollte, wurde noch deutlicher, als das BFS im Folgenden von einem
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117