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94 19 der 28 Social Scientists waren in Wien platziert, von 17 ist ein Final Report
archiviert,87 und ein weiterer Personalakt ist so umfangreich, dass er ebenfalls in
die Analyse einbezogen werden kann.88 Fünf dieser Gastprofessoren hielten sich
an zwei Gasteinrichtungen auf: Albert W. Levi und Ernest Manheim waren neben
ihrem Engagement an der Universität Wien auch noch in Graz, Josef Solterer war
an der Hochschule für Welthandel und an der Universität Innsbruck platziert.
Salomon J. Flink teilte seine Lehrveranstaltungen zwischen der Hochschule für
Welthandel und der Universität Wien auf. Vernon K. Zimmermann war an der
Hochschule für Welthandel platziert, alle übrigen 13 an der Universität Wien. Ihr
Engagement umfasste in der Regel ein ganzes akademisches Jahr; Hajo Holborn
und Franz H. Mueller kamen lediglich für ein Semester. Eric F. Goldman brach,
wie wir gesehen haben, seinen Aufenthalt nach vier Monaten ab.
Im Tenor waren sich die meisten Gäste in den Erfahrungsberichten darüber
einig, dass ihr Aufenthalt in Wien einen wichtigen Beitrag für das kulturdiplo-
matische Ziel zwischen den USA und Österreich darstellte. Moniert wurde aber
zugleich, dass sich die sozialen Kontakte zu ihren Berufskollegen vor Ort schwie-
rig gestalteten. Besonders in den ersten Jahren des Fulbright Program klagten
die Gäste darüber, dass sie von den Professoren der Fakultät nicht ausreichend
eingebunden worden seien und ihre Seminarankündigungen es nicht ins Vor-
lesungsverzeichnis geschafft hätten. Es gab allerdings auch Erfolgsgeschichten:
So wurde der Grant im Falle des Wirtschaftspsychologen Michael Erdelyi um
ein weiteres Jahr verlängert, weil seine Expertise und Lehrtätigkeit so geschätzt
wurden.89 Ähnlich war es auch beim Soziologen Ernest Manheim, der ursprüng-
lich nur für ein Semester nach Graz gekommen war, dann aber für ein weiteres
Semester an der Universität Wien verlängert wurde.90
Um etwas allgemeiner darüber befinden zu können, wie viele und welche Auf-
enthalte als erfolgreich bezeichnet werden können, bietet es sich an, einen Index
zu erstellen, der die Angaben in den Berichten vergleichend auswerten hilft.91
Wir können vier Bedingungen stellen, die sich aus jedem Fragebogen erschließen
lassen: der generelle Beitrag zur wissenschaftlich-kulturellen Verständigung, die
Lehrtätigkeit an der Hochschule bzw. Fakultät, die berufliche Einbindung in die
wissenschaftliche Community und die Selbsteinschätzung des Gastaufenthaltes.
Pro Bedingung kann zumindestens ein Kriterium genannt werden, dessen Erfül-
lung anhand der Final Reports (sowie gegebenenfalls weiterer hinzugezogener
Quellen zur eindeutigen Klärung) überprüft werden kann. Vergibt man je erfüll-
tes Kriterium einen Punkt, dann ist der höchste zu erreichende Wert vier – damit
wäre ein voller Erfolg eines Gastaufenthaltes angezeigt.
Als Kriterium soll beim wissenschaftlich-kulturellen Verständigungsbeitrag
das Abhalten von öffentlichen Vorträgen außerhalb der Hochschulen gelten. Da
alle Gastprofessoren im Sample eine solche Tätigkeit – in größerem oder geringe-
rem Umfang – vornahmen, ist diese Bedingung in allen Fällen erreicht.92 Bei der
Lehrtätigkeit kann als Mindestanforderung die Teilnahme von 15 oder mehr Stu-
dierenden in mindestens einem Seminar des Gastprofessors vorgegeben werden.
Für die Bedingung der Einbindung in die Fakultät kann als Kriterium überprüft
werden, ob der Gastprofessor bei der Erstellung seines Lehrprogramms mit den
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117