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Lehrkräften der Fakultät kooperiert hat (etwa eine Lehrveranstaltung gemeinsam
angeboten oder bezüglich der Abhaltung kollegiale Hilfestellung erhalten hat).
Als Kriterium für die Bedingung der Selbsteinschätzung lässt sich erheben, ob
der Gastprofessor sich selbst in ausreichendem Maße verwendet fand.
Eine Auswertung nach dieser Vorgabe zeigt, dass in sechs Fällen die Höchst-
punktezahl erreicht wurde.93 Ein Drittel der Aufenthalte im Sample kann dem-
nach als voller Erfolg bezeichnet werden. Fünf weitere waren zumindest weit-
gehend erfolgreich (drei Punkte), während sieben als mäßig erfolgreich zu
bezeichnen sind (zwei Punkte). Immerhin: Kein Gastaufenthalt bekommt weni-
ger als zwei Punkte. So wird das Bild unterstrichen, dass von einem erfolgreichen
Schwerpunkt Social Sciences im Rahmen des US-Visiting Lecturer-Programms
gesprochen werden kann.
Nun lassen sich diese Ergebnisse mit bestimmten anderen konstanten Variab-
len korrelieren (siehe Darstellung 15). Wie fiel die Erfolgseinschätzung aus,
wenn man zwischen naturalized und native Americans unterschied? Zwei der
naturalized Americans sahen ihren Aufenthalt als vollen Erfolg. Die anderen
fünf erreichten nur zwei der Punkte im Index. Von den elf native Americans im
Sample kamen alle bis auf zwei auf eine höhere Punktezahl. Erklären lässt sich
dieses Ergebnis unter anderem damit, dass die naturalized Americans vor ihrem
Erfahrungshintergrund eine generell kritischere Einstellung den österreichi-
schen Verhältnissen gegenüber sowie vermutlich eine höhere Erwartungshaltung
der eigenen Leistung gegenüber hatten.
Auffällig sind auch die Unterschiede, wenn man die Gruppe nach dem Ort
der Platzierung unterscheidet. Während die Einschätzung der drei Gastprofesso-
ren an der Hochschule für Welthandel gemischt ausfiel (je einmal zwei, drei und
vier Punkte), waren die acht Einschätzungen an der philosophischen Fakultät
der Universität Wien überwiegend positiv: viermal Höchstpunktezahl, je zwei-
mal zwei und drei. Deutlich schlechter fiel das Ergebnis für die rechts- und staat-
wissenschaftliche Fakultät aus: Viermal zwei, zweimal drei und nur einmal vier
Punkte wurden hier erreicht. Was waren Gründe für diesen auffälligen Unter-
schied? Ab Mitte der 1950er Jahre hatte sich das Dolmetsch-Institut der Uni Wien
als wichtigste Einrichtung zur Platzierung von Visiting Lecturers entwickelt. An
der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät gab es zwar das Bestreben ein-
zelner Akteure, Gastprofessuren anzudocken, aber weder wurde die Möglichkeit
einer institutionellen Anbindung ausreichend genutzt, noch konnte das vor allem
bei den rechtswissenschaftlichen Professoren offenbar tief sitzende Ressentiment
gegenüber den eingeladenen Gästen abgewehrt werden.
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117