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61 Auf den Geographen Hugo Hassinger (1949–51) folgte der von der Gesellschaft der Ärzte vor-
geschlagene Gerichtsmediziner Fritz Reuter (1952–53). Zwischen 1953 und 1954 war Wilhelm
Marinelli, zeitgleich auch Mitglied der Fulbright Commission, der von der Zoologisch-bota-
nischen Gesellschaft vorgeschlagene Vorsitzende. Auf ihn folgte vom Österreichischen Inge-
nieur- und Architektenverein Leo Kirste (1954–56) und dann, vom Verein für Geschichte der
Stadt Wien, Wilhelm Klastersky (1956–59), der als Einziger kein Hochschulprofessor war. Der
Biologe Richard Biebl (1960–63) vom Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse,
ging dem Anatomen Gustav Sauser voraus, mit dem 1963 erstmals ein Professor einer Hoch-
schule außerhalb Wiens (auf Vorschlag des Vereins Ferdinandeum Innsbruck) zum Vorsitzenden
gewählt wurde.
62 Hier kann nur nebenbei auf die Ambivalenz in der Argumentation des Notrings hingewiesen wer-
den: Einerseits versuchte man, eine politische Allianz mit den Vertretern im Bereich Kunst und
Kultur zu bilden, andererseits war man diesen die deutlich höheren staatlichen Subventionen nei-
dig. Ein besonders beliebter Gegenstand der Kritik war in den frühen Jahren die Höhe der Dota-
tion, die den Sportverbänden aus dem Sporttoto zuging (WUZ 1951, Jg. 3/1, 1f).
63 So etwa in einem bemerkenswerten Vergleich mit den europäischen Ländern Schweiz, Deutsch-
land, Großbritannien, Italien, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Frankreich und Spa-
nien, der mit dem drastischen Hinweis endet: „Österreich verfügt als einziges unter all den genann-
ten Ländern weder für die Grundlagenforschung noch für die angewandte Forschung über eine
wirksame fördernde gesetzlich fundierte Organisation. Man weiß hierzulande, daß unter dem
Druck des Wettbewerbes jedes Volk sich den Schritten der voranstrebenden Staaten angleichen
muß, doch hat der österreichische Forschungsrat als ein Fötus im Weingeist sein ungeborenes
Leben beschlossen […].“ (ÖHZ 1953, Jg. 5/9, 2.)
64 Der Notring und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) waren im fortwäh-
renden Konflikt um den Forschungsrat die wichtigsten institutionellen Interessenvertretungen der
HochschulprofessorInnen. Die Akademie hatte den Zweck, Universitätsprofessoren Freiraum zum
Forschen zu geben (Meister 1947, 182). Sie war aber auch eine mächtige Plattform für deren Inte-
ressenvertretung und -artikulation. Nachdem weitreichende Umstrukturierungen der Akademie
spätestens 1947 am Widerstand einflussreicher Akademiemitglieder gescheitert waren erfolgte
eine Namensänderung, die einen „Akt symbolischer Neuverordnung“ (Feichtinger/Uhl 2005, 326)
darstellte, aber auch den Einzugsraum ihrer (wirklichen) Mitglieder auf alle Hochschulen in Öster-
reich erweiterte.
65 Eine genaue Schilderung der Vorgänge findet sich bei Pichler/Stampfer/Hofer (2007, 131ff).
66 Quellen: ÖHZ 1954, Jg. 7/5, 1; Pichler/Stampfer/Hofer (2007, 97ff). Eigene Zusammenstellung.
67 Eigene Zusammenstellung.
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117