Page - 67 - in Medienraum Diaspora - Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
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							Diaspora und Raum 69
nen des sogenannten Orients, geht aber wenig auf visuelle Darstellungsmodi ein.
Repräsentation an sich ist in Saids Ausführungen immer performativ zu verste-
hen: „The Orient is the stage on which the whole East is confined“ (63). Als
Bühne bekommt der sogenannte Orient klare räumliche Grenzen und Europa die
Rolle des Puppenspielers und Drahtziehers. Imperialistische, eurozentrische
Diskurse hätten dadurch den sogenannten Orient als das „Andere“ von Europa
charakterisiert und so eine europäische Imagination dessen geschaffen. Diese
Repräsentationen25 würden den geographischen Ort entlang von Stereotypen und
Binaritäten beschreiben und so zu einer Imagination beitragen, die dem realen
Ort, ob seiner kulturellen und sozialen Vielfalt, in keiner Weise gerecht werde.
Geographische Distanz bedeutet in diesem Fall auch ideelle Distanz: „For there
is no doubt that imaginative geography and history help the mind to intensify its
own sense of itself by dramatizing the distance and difference between what is
close to it and what is far“ (Said 55). Die im kognitiv-imaginären Bereich entste-
hende Grenzziehung zwischen dem Eigenen und dem „Anderen“ wirkt dabei
zurück in die Konstruktion geographischer Räume. Der jeweils eigene Standort
und die damit assoziierte soziokulturelle Identität werden in Relation zum „An-
deren“ gesetzt und dabei verhandelt. Heutzutage ließe sich, was bereits im neun-
zehnten Jahrhundert für illustrierte Zeitschriften galt, eine solche imaginative
geography anhand von medial übertragenen Nachrichten und Reportagen fest-
machen: „Medienberichte dieser Art bilden die Basis einer imaginären Geogra-
phie, die voll ist mit Vorstellungen und Bildern von verschiedenen Räumen und
den Menschen, die dort leben“ (Hipfl 16).26
Saids Interesse an den kolonialen und imperialen Visualisierungen be-
schränkt sich auf deren metaphorische Natur als konstitutives Element in Bezug
auf Identität. Saids imaginative geography ist ein Konzept, in dem Repräsentati-
onen von Raum immer mit Machtverhältnissen korrelieren, wodurch sie Identi-
					
				
						Medienraum Diaspora
							Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
								
						
				Table of contents
- 1 Einleitung 1
 - 2 Diaspora/Film im Wandel 33
 - 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
 - 4 Neue diasporafilmische Räume 107
 - 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
 - Bibliographie 241
 - Filmographie 267