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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 38 -
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38 Johannes Holeschofsky Hinter der kurfürstlichen Entscheidung für Rudolf stand für den Historiker eine stau- fertreue, sozial durch die Herausbildung des jüngeren Reichsfürstenstandes bedrohte, reichsgräfliche Partei, verkörpert vor allem durch Rudolfs Intimus, den Hohenzollern Burggraf Friedrich von Nürnberg30. Diese Argumentation vermag nicht zu überzeugen. Da ja die Variante, dass Rudolf ein vom Burggrafen unvermutet ins Spiel gebrachter Überraschungskandidat war, auch von Redlich verworfen wird, steht und fällt die Theorie einer wichtigen Rolle des Burggrafen mit der Rolle desselben als Gefolgsmann des Main- zer Kurfürsten Werner von Eppstein. Es scheint in der Vorgeschichte der Wahl31 zwei, teilweise sogar einander entgegen- gesetzte, politische Prozesse gegeben zu haben : Der eine war die Annäherung zwischen Bayern und Mainz, der andere die Einigung auf den Kompromisskandidaten Rudolf von Habsburg. Dieser hatte mit den drei geistlichen Kurfürsten keine Konfliktpunkte, wohl aber mit dem Pfalzgrafen Ludwig II. dem „Strengen“. Es gelang jedoch eine Aussöhnung beider, wobei vor allem das Eheprojekt mit Rudolfs Tochter Mathilde im Vordergrund stand. Auch die askanischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg verpflichtete sich Rudolf mit Eheprojekten. Die Argumentation Redlichs, Rudolf sei als Kandidat einer Stauferpartei, die „nicht antikirchlich“ gesinnt gewesen sei32, aufzufassen, erscheint jeden- falls nur dann sinnvoll, wenn der Kurfürst von Mainz als Anführer einer derartigen Partei gesehen wird. Bei allen Schwankungen und Wirrungen der politischen Geschichte wäh- rend des Interregnums, bei allen gebotenen Differenzierungen auch zwischen kurialer und episkopal-kurfürstlicher Politik, erscheint mir, da Werner von Eppstein aus einem altem propäpstlichen Geschlecht stammte, die Ansicht wesentlich plausibler33, dass Werner im Grunde doch zur traditionell antikaiserlichen Partei des geistlichen Kurfürstentums hielt. Insofern ist Rudolf nicht als Kandidat einer staufischen Partei anzusehen, die allerdings „nicht antikirchlich“ war. Vielmehr wurde der Kandidat des geistlichen Kurfürstentums den weltlichen Kurfürsten erfolgreich schmackhaft gemacht – ein wesentlicher Unter- schied. 4.2 Auseinandersetzung Rudolf I. – Ottokar, Lösung der „österreichischen Frage“ Redlich sah die Kontroverse zwischen Rudolf und Ottokar als reichsrechtlich wohlbegrün- dete und machtpolitisch unvermeidliche Auseinandersetzung des Reiches mit dem über- 30 Ebd. 161f. 31 Siehe dazu Gerald Gropper, Wahl, Krönung und Approbation Rudolfs von Habsburg zum römischen König (Politik im Mittelalter 3, Neuried 1998) 10f. 32 Redlich, Rudolf (wie Anm. 22) 160. 33 Goswin Von der Ropp, Erzbischof Werner von Mainz. Ein Beitrag zur deutschen Reichsgeschichte des 13. Jahrhunderts (Göttingen 1872) 9f. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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