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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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44 Johannes Holeschofsky teleologische „Gesamtstaatsidee“ des großösterreichischen Grazer Historikers Hermann Ignaz Bidermann richtete63, seien nur Stückwerk gewesen. Bidermann hatte den Prozess der österreichischen Staatswerdung als einen konsensual vom Herrscher, aber auch von den Ständen forcierten Prozess, der unter dem Eindruck der Bedrohung durch das Os- manische Reich stattgefunden habe, beschrieben64. Redlich bewertete im Anschluss an den Archivar und Verwaltungshistoriker Thomas Fellner vor allem die Erbteilung Ferdi- nands I. aus dem Jahr 1564 als ein gravierendes Hindernis für eine Gesamtstaatswerdung der habsburgischen Besitzungen65. Ebenso urteilte er über die konfessionelle Politik der Habsburger in Ungarn. Sie habe, anders als in Böhmen, nicht der staatlichen Einheit gedient, sondern Protestanten, Ungarn und Deutsche an die Wand gedrückt und zu unnötigem Widerstand getrieben. Mit ihr habe vor allem Kaiser Leopold die legitimen Bestrebungen unterminiert, im Sinne einer „eisernen Staatsräson“ alle Widerstandsbe- mühungen gegen die Staatsgewalt im Keime zu ersticken66. Gerade gegen die Verfechter ständischer Selbstbehauptung aber sei der Kaiser zu milde gewesen, sofern auch Katho- liken involviert waren. So sei er den Ständen mehrmals bei ihren althergebrachten Rech- ten entgegengekommen, zuletzt im Reichstag von Ödenburg 1681. Nur in der religiösen Frage habe er sich unerbittlich gezeigt67. Trotz seiner Bemerkung vom entscheidenden Säkularjahr 1620 stand das Werden des Österreichischen Gesamtstaates für Redlich im 17. Jahrhundert noch aus. Dieser sei vielmehr auf „halbem Wege“ stecken geblieben. Be- standen habe lediglich die Weltmacht des Hauses Österreich, die Hausmachtpolitik der Habsburger. Sie habe den Konflikt des Reiches mit Frankreich verschuldet und trage die Verantwortung dafür, dass im 17. Jahrhundert ein übermächtiger, angriffslustiger Fran- zosenkönig danach getrachtet habe, das Reich zu unterjochen68. Der Reichskrieg gegen die Franzosen sei nunmehr freilich ein wichtiges Unternehmen gewesen, ebenso wie die Verteidigung des Reiches gegen die Offensive des Osmanischen Reiches. Hier, so meint Redlich, hätten die Habsburger doch auch noch Reichsinteressen vertreten69. Hier hätte die habsburgische Politik eingesetzt, um nicht nur zur Verfolgung ihrer dynastischen In- teressen, sondern vor allem auch zwecks Abwehr der „Reichsfeinde“ gesamtstaatliche In- stitutionen zu schaffen70. 63 Ebd. 13f. 64 Hermann-Ignaz Bidermann, Geschichte der österreichischen Gesammt-Staats-Idee 1526–1892 1 (Wien 1867) 1–54. 65 Redlich, Geschichte (wie Anm. 60) 17. 66 Ebd. 294f. 67 Ebd. 68 Ebd. 6. 69 Ebd. 7f. 70 Ebd. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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