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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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70 Celine Wawruschka lution von 1848, der Idee eines demokratischen Großdeutschlands15, und andererseits in der Konfessionslosigkeit, die bereits Moritz Hartmann und ihm folgend auch seine Frau Bertha lebten und dementsprechend ihren Sohn ohne konfessionelle Zugehörigkeit erzogen16. Nichtsdestotrotz wurde Hartmann im Laufe seiner akademischen und politischen Tätig- keiten17 wiederholt seine jüdische Herkunft – neben seiner sozialistischen Gesinnung – in der antisemitischen Manier im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der Zwischenkriegs- zeit vorgeworfen. Hartmann wurde so von einem breiten Teil der Öffentlichkeit als Jude oder zumindest als „Halbjude“ wahrgenommen. Sein Vater Moritz Hartmann, der einer angesehe- nen jüdischen Familie Böhmens, die ihren Stammbaum auf Rabbi Löw zurückführte18, ent- stammte, hatte sich zwar demonstrativ vom Judentum abgewandt, ist jedoch niemals ausge- treten oder formal zum Christentum konvertiert19, wie mancherorts behauptet wird20. Otto Wittner erwähnt in seiner Dissertation über Moritz Hartmanns Jugend, dass dieser selbst in späteren Jahren die Herkunft seiner Familie auf spanische Immigranten zurückführte, die im 17. Jahrhundert über Holland und Deutschland nach Böhmen einwanderten21. Er erwähnt ebenso, dass Moritz Hartmann aufgrund seiner jüdischen Abstammung in seiner Schulzeit Repressalien ausgesetzt war22 und bereits nach seiner Bar Mitzwa im Alter von 13 Jahren dem konfessionellen Judentum entsagt hatte23. Dennoch betonte Moritz Hartmann selbst „das Jüdische an ihm“, das seinen Freund David Kuh geärgert haben soll24. Schließlich spricht vier Jahren, vgl. Ernst Stein, Ludo Moritz Hartmann, in : VSWG 18 (1925) 312–332, hier 313 ; Unterhu- mer, Freiheit (wie Anm. 4) 13, Anm. 1. 15 Hartmann, Andenken (wie Anm. 11) 3–5. 16 Stein, Hartmann (wie Anm. 14) 313. 17 Interessanterweise ließen sich keine Belege antisemitischer Äußerungen hinsichtlich seiner Tätigkeit als Volks- bildner im Pressespiegel seiner Zeit finden. 18 David Kaufmann, Der Stammbaum des R. Eleasar Fleckeles, eine Ahnenprobe Moritz Hartmanns, in : Mo- natsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums 37 (Breslau 1893). 19 „Hartmann, Moritz“ (wie Anm. 6) 377 ; Stifter, Hartmann (wie Anm. 2) 250. 20 Unterhumer, Freiheit (wie Anm. 4) 14, behauptete, dass Moritz Hartmann 1838 zum katholischen Chris- tentum konvertiert sei. Skurril hingegen nimmt sich die Darstellung bei Joseph PalomBo, Barry J. Koch, Harold K. Bendicsen, Guide to Psychoanalytic Developmental Theories (New York 2009) Kapitel 2 : Heinz Hartmann (1894–1970) aus : „Ludwig [Ludo] Hartmann and Grete Chrobak, married in 1892. The marri- age was remarkable in that the Chrobak family was devoutly Roman Catholic while Ludwig, originally from a Protestant family, became an atheist and adamantly opposed religious practices“. Tatsächlich hätte Moritz Hartmann seinen Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien melden und diese seinen Austritt bestä- tigen müssen (zum Austritt aus dem Judentum siehe Anna Staudacher, Jüdisch-protestantische Konvertiten in Wien 1782–1914, Teil 1 [Frankfurt/Main 2002] 63), um formal ausgetreten zu sein ; derartige Unterlagen finden sich jedoch nicht in den Matriken der IKG Wien. 21 Otto Wittner, Moritz Hartmanns Jugend (Inaugural-Dissertation Universität Bern, Wien 1903) 5, Anm. 1. 22 Wittner, Hartmanns Jugend (wie Anm. 21) 11. 23 Ebd. 20. 24 Ebd. 57. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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