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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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Ludo Moritz Hartmann (1865–1924) 91 Opposition mehr dagegen120. Das große Engagement der österreichischen Sozialdemo- kratie für den Anschluss speiste sich aus unterschiedlichen Motiven : Dazu gehörten Grundsatzerwägungen ebenso wie pragmatisch-politische Bündnisüberlegungen. Aus ideologischer Sicht erschien insbesondere dem linken Flügel der Sozialdemokratie der großdeutsche Rahmen angesichts der politischen Mehrheitsverhältnisse in Deutschland besser für die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung geeignet zu sein als das kleine Österreich121. Es steht jedenfalls außer Zweifel, dass die Initiative für den An- schluss von der österreichischen sozialdemokratischen Partei ausging, das Verhalten ih- rer Genossen im Deutschen Reich war höchstens reaktiv. Zusätzlich war beiden Ländern der Handlungsspielraum durch die Politik der Entente und auch durch die Widerstände im eigenen Land außerordentlich beschränkt122. So verabschiedeten die 1911 gewählten Mitglieder des Reichrats am 12. November 1918 eine neue Verfassung : In Artikel 1 wurde der neue Staat Deutschösterreich – dem unter anderem auch die deutschböhmi- schen Gebiete angehören sollten – zu einer demokratischen Republik erklärt, in Artikel 2 wurde bestimmt, dass „Deutschösterreich ein Bestandteil der Deutschen Republik“ ist123. Um für den Anschlussgedanken zu werben, entstanden nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und Österreich eigene Organisationen. In Österreich zählt zu Hartmanns Lebzeiten dazu die von dem Juristen und späteren Mitglied der Österreichischen De- legation bei den Friedensverhandlungen in St-Germain-en-Laye, Franz Klein124, 1918 gegründete „Österreichisch-Deutsche Arbeitsgemeinschaft“ (ÖDAG) in Wien zur geisti- gen Vorbereitung des Anschlusses an Deutschland125, in der Hartmann ein Gründungs- mitglied war126. Auf deutscher Seite war bereits im November 1918 ein von Heinrich Herkner geleiteter „Österreichisch-Deutscher Arbeitsausschuss“ entstanden, als dessen führende Persönlichkeiten zur Zeit der Weimarer Nationalversammlung neben dem Zen- trumspolitiker Konstantin Fehrenbach Hartmann als Gesandter der österreichischen Re- publik in Deutschland in Erscheinung traten. Aus diesem Arbeitsausschuss ging unter der Leitung von Paul Löbe und Hartmann um die Jahreswende 1919/20 der „Österreichisch- 120 Vgl. Susanne Miller, Das Ringen um „die einzige großdeutsche Republik“. Die Sozialdemokratie in Öster- reich und im Deutschen Reich zur Anschlussfrage 1918/19, in : Archiv für Sozialgeschichte 11 (1971) 39f. (siehe dort auch Literaturangaben zur möglichen Diskrepanz in der Akzeptanz des Anschlussgedankens). 121 Jürgen Elvert, Mitteleuropa ! Deutsche Pläne zur europäischen Neuordnung (1918–1945), HMRG Bei- hefte 35 (Stuttgart 1999) 113 ; Holzmann, Österreichische SA (wie Anm. 119) 18. 122 Miller, Ringen um „die einzige großdeutsche Republik“ (wie Anm. 120) 51. 123 Steininger, 12. November 1918 bis 31. März 1938 (wie Anm. 118) 100. 124 ÖBL 1815–1950 3 (1964) 378–379, hier 379. 125 Carl Freytag, Deutschlands „Drang nach Südosten“. Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag und der „Ergän- zungsraum Südosteuropa“ 1913–1945 (Wien 2012) 35. 126 Elvert, Mitteleuropa ! (wie Anm. 121) 149.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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