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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 92 -
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92 Celine Wawruschka Deutsche Volksbund“ (ÖDVB) hervor, der anfangs die Bezeichnung „Österreichisch- Deutscher Volksbund für Berlin und das nordöstliche Deutschland“ trug127 und in dem Hartmann Gründungsmitglied war. Hartmann veröffentlichte einen Beitrag in der ersten Ausgabe von „Österreich-Deutschland“, dem Zentralorgan des Österreichisch-Deutschen Volksbundes in Berlin128. Die konstituierende Versammlung fand am 19. Januar 1920 in Berlin statt. Eine entsprechende Filiale in Wien wurde erst 1925, ein Jahr nach Hart- manns Tod, eingerichtet129. Ziel des ÖBDV war es, in Deutschland lebende Österreicher organisatorisch zu erfassen sowie eine führende Kraft für die deutsch-österreichische An- schlussbewegung zu schaffen. Obwohl dem Vorstand namhafte SPD-Politiker angehör- ten, lag die Organisation auf der Linie der reaktionären „Deutschtumsverbände“130. Kurz vor der Ausrufung der Republik wurde Hartmann noch von Victor Adler zum Archivbevollmächtigten für Deutsch-Österreich ernannt. In dieser Funktion – die er al- lerdings nur zwei Wochen behielt, bis er als Gesandter nach Berlin berufen wurde – setzte er sich für die vollständige demokratische Offenlegung und uneingeschränkten Aktenzu- gang ein, insbesondere die Dokumente, die die Kriegsschuldfrage betrafen ; ganz „im In- teresse der historischen Wahrheit“131. Unter dem sozialdemokratischen Staatskanzler Karl Renner und dem ebenfalls sozialdemokratischen Staatssekretär für auswärtige Angelegen- heiten, Otto Bauer, wurde beschlossen, Hartmann als Gesandten nach Berlin zu schicken, um dort „Verständnis und Eifer für den Anschluss“ zu wecken132. Es ist anzunehmen, dass nicht nur Hartmanns glühende Befürwortung des Anschlusses ausschlaggebend war133, dass er zum Gesandten auserkoren wurde. Sicherlich war die Tatsache, dass sein Vater im Jahr 1848 Abgeordneter der Paulskirche war, ebenso relevant. Im durchgehend konserva- tiven Korps galt Hartmann – zusammen mit Otto Pohl, dem österreichischen Gesandten in der Sowjetunion – als „linker Fremdkörper“134. Aber auch in der Bevölkerung der 127 Winfried R. Garscha, Österreichisch-Deutscher Volksbund (ÖDBV) 1920–1933, in : Lexikon zur Partei- geschichte 3, hg. v. Dieter Fricke, Werner Fritsch, Herbert Gottwald, Siegfried Schmidt, Manfred WeissBecker (Köln 1985) 566 ; Ludo Moritz Hartmann gestorben, in : Vorwärts, 540, 15.11.1924. 128 Ludo Hartmann, Groß-Deutschland im Lichte der Geschichte, in : Österreich-Deutschland 1 (1924) 12f. 129 1. Denkschrift des Österreichisch-Deutschen Volksbundes – Wien. Warum fordern wir den Anschluss ? (Wien 1926) 15 : konstituierende Versammlung 04. Juni 1925. 130 Garscha, Österreichisch-Deutscher Volksbund (wie Anm. 127) 566. 131 Vgl. Thomas Just, Oswald Redlich als Archivbevollmächtigter der Republik (Deutsch-)Österreich, in : MIÖG 117 (2009) 419f.; RathkolB, Hartmann (wie Anm. 2) 55f. 132 Rolf Steininger, 12. November 1918 (wie Anm. 118) 101. 133 Die Stärke von Hartmanns Deutschnationalismus beschrieb sein Schüler Ernst Stein in seinem Nachruf als hart an der Grenze dessen, was mit seiner international-sozialistischen Haltung vereinbar war, vgl. Stein, Hartmann (wie Anm. 14) 314. 134 Rupert KlieBer, Bundeskanzler Seipel und die österreichische Diplomatie der Ersten Republik : Im Dienste von Interessen des Heiligen Stuhles in der Sowjetunion ?, in : Römische Historische Mitteilungen 47 (2005) 478. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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