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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 95 -
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Ludo Moritz Hartmann (1865–1924) 95 halb seine Forschungsergebnisse heute vorwiegend in ausgesuchten Publikationen zum Übergang der Spätantike zum Frühmittelalter Italiens zu finden sind. In seiner Auffassung von Geschichte als historische Sozialwissenschaft nimmt Hartmann eine Pionierrolle in den Geschichtswissenschaften in Österreich ein143. Hartmanns pragmatische volksbildnerische Konzepte und Forderungen haben bis heute zu einem guten Teil nichts an Aktualität eingebüßt. Auch in seiner Rolle als Volks- bildner wird Hartmann als Pionier betrachtet und auch heute noch geschätzt. In diesem Sinn wird seit 1987 vom Verband Österreichischer Volkshochschulen der Ludo-Hart- mann-Preis für herausragende Arbeiten im Interesse der österreichischen Volksbildung vergeben144. Insbesondere Hartmanns Intention, wissenschaftliches Wissen möglichst allgemein zugänglich zu machen und damit zu demokratisieren, entspricht gegenwärti- gen Konzepten der Erwachsenenbildung145, wie etwa die Projekte der „citizen science“146 belegen. Eines seiner Anliegen, die Einheitsmittelschule, ist nach wie vor ein Thema, das die Bildungspolitik Österreichs beschäftigt. Allerdings trat gerade in diesem Bereich Hart- manns Deutschnationalismus zutage, indem er sich strikt gegen tschechische Minder- heitsschulen in Wien und gegen deutschsprachige Schulen in Prag aussprach147. Dieser Deutschnationalismus stellte jedoch kein Alleinstellungsmerkmal Hartmanns dar, son- dern war in der österreichischen Sozialdemokratie weit verbreitet. Vor allem in der Füh- rungsschicht der Sozialdemokraten forderten zahlreiche Intellektuelle, oftmals ebenfalls jüdischer Herkunft, nach 1918 einen offenen Anschluss an ein sozialistisches, republi- kanisches Deutschland forderten148. Hartmanns Deutschnationalismus unterschied sich jedoch insofern wesentlich von dem bürgerlichen Deutschnationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts, als er auf die Beibehaltung republikanischer und demokratischer Traditio- nen bestand149. Wie viele zahlreiche andere Intellektuelle seiner Sozialisation vertraute Hartmann auf die ungebrochene Kraft der deutschnationalen Bewegung des Jahres 1848, 143 Fellner, Bürgertum (wie Anm. 2) 84. 144 Vgl. die Webseite des Verbands Österreichischer Volkshochschulen : http://www.vhs.or.at/110/ (letzter Zu- griff 02.03.2016). 145 Wilhelm Filla, Einleitung, in : Aufklärer und Organisator (wie Anm. 2) 12. 146 „Citizen science“ ist vor allem im englischsprachigen Raum verbreitet ; als ältestes Projekt gilt hier der „Au- dubon Christmas Bird Count“ (http://www.audubon.org/conservation/science/christmas-bird-count, letzter Zugriff 17.02.2016), am prominentesten sind wohl die Projekte des Wellcome Trust zu bezeichnen (http:// www.wellcome.ac.uk/Funding/Public-engagement/Funding-schemes/index.htm; letzter Zugriff 17.02.2016). Auch in Österreich existiert seit 2012 eine Arbeitsgruppe der Universität für Bodenkultur, die seit 2014 eine Webpräsenz hat : http://www.citizen-science.at/ (letzter Zugriff 03.03.2016). 147 Ludo Moritz Hartmann, Zur Frage der nationalen Minoritätenschulen, Der Kampf 2 (1909) 59–63 ; Gün- ther Fellner, Hartmann als Historiker (wie Anm. 36) 25 ; RathkolB, Hartmann (wie Anm. 2) 53. 148 Ebd. 149 Ebd. 54 ; Fellner, Hartmann und die österreichische Geschichtswissenschaft (wie Anm. 2) 264.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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