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98 Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl
nen, leider großteils noch nicht erschlossenen relevanten Nachlässe in ihrer Gesamtheit
auszuwerten. Ohne diese mühevollen Vorleistungen bleibt eine umfassende Bewertung
von Wopfners Leben und Arbeiten aber unvollständig. Aufgrund der Bedeutung dieses
noch immer vielzitierten Autors sowohl für die zeitgenössische Geschichtswissenschaft
und Volkskunde wie auch für die Tiroler „Heimatkunde“ wäre ein Fehlen Wopfners in
dieser Buchreihe jedoch eine schmerzhafte Lücke.
2. ausBildung und wissenschaftliche karriere
Hermann Wopfner wurde am 21. Mai 1876 in Innsbruck als ehelicher Sohn des Kauf-
manns Josef Wopfner und der Amalia Neuhauser geboren3. Wopfners Vorfahren waren
Bergbauern am Wattenberg, die dort seit Beginn des 15. Jahrhunderts den Hof Wop-
fenstatt bewirtschafteten. Von 1886 bis 1894 besuchte er auf Wunsch seiner Mutter das
Gymnasium in Innsbruck. Nach der Matura leistete er das Militärjahr ab und setzte bei
seinem Vater durch, anstelle des Kaufmannsberufs an der Universität Innsbruck Ge-
schichte studieren zu dürfen. Im Gymnasium war der Tiroler Historiker Josef Zösmair
sein Geschichtslehrer, der ihn für das Fach interessierte. An der Universität belegte Wopf-
ner Vorlesungen bei Emil (von) Ottenthal zur mittelalterlichen, bei Josef Hirn zur öster-
reichischen sowie bei Ludwig (von) Pastor zur allgemeinen Geschichte. Aus Interesse am
Naturraum belegte er auch Vorlesungen des Geographen Franz (von) Wieser sowie des
Geologie- und Mineralogieprofessors Josef Blaas. Dieses Interesse blieb Zeit seines Lebens
aufrecht, sodass er, bereits zum Professor berufen, 1919 Geologievorlesungen des jungen
Assistenten Raimund (von) Klebelsberg besuchte4.
Als Geschichtestudent wurde Wopfner Mitglied im 1872 an der Universität Innsbruck
begründeten „Historiker-Club“, wo zahlreiche spätere Universitätsprofessoren und Fach-
historiker schon zu ihrer Studienzeit engagiert waren5. Wopfner bekleidete dort das Amt
3 Franz Huter, Nachruf Hermann Wopfner mit Schriftenverzeichnis, in : Almanach der ÖAW 113 (1963)
449–464 ; Nikolaus Grass, Hermann Wopfner und das „Bergbauernbuch“, in : Hermann Wopfner, Berg-
bauernbuch. Von Arbeit und Leben der Tiroler Bergbauern 1 : Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte. I.–III.
Hauptstück, hg. v. Nikolaus Grass (Schlern-Schriften 296, Innsbruck 1995) VII–XXIV ; Hermann Wopf-
ner, Selbstdarstellung, in : Österreichische Geschichtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen 1,
hg. v. Nikolaus Grass (Schlern-Schriften 68, Innsbruck 1950) 157–201 ; Art. „Wopfner, Hermann“, in : Fritz
Fellner, Doris A. Corradini, Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biogra-
phisch-bibliographisches Lexikon (VKGÖ 99, Wien/Köln/Weimar 2006) 464.
4 Raimund (von) KleBelsBerg, Erinnerungen. 1902–1952 (Schlern-Schriften 100, Innsbruck 1953) 19, so-
wie gleichlautend Wopfner, Selbstdarstellung (wie Anm. 3) 183.
5 Herbert Irsara, Studentisch-wissenschaftliches Leben an der Universität Innsbruck. Das erste Dezennium
des akademischen Historikerklubs in Innsbruck (1872–1882). Edition der Klubchronik mit Einleitung (Di-
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625