Seite - 102 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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102 Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl
Nach dem Wechsel Voltelinis an die Wiener Universität wurde Wopfner mit 20. De-
zember 1908 zum außerordentlichen Professor für Österreichische Geschichte ernannt.
Die Ernennung war verbunden mit der Erwartung, auch weiterhin Vorlesungen in Wirt-
schaftsgeschichte zu halten. Von Wopfner wurde diese Ernennung als „eine der größten
Freuden [s]eines Lebens“ empfunden. 1914 folgte die Berufung zum ordentlichen Uni-
versitätsprofessor für Österreichische Geschichte und Wirtschaftsgeschichte20.
1904 war Wopfner dem Akademischen Alpinen Verein beigetreten, der neben Alpi-
nismus auch Heimatkunde betrieb21. Seine Begeisterung für die Natur und das Bergwan-
dern war bereits von seinem Vater geweckt worden. Ab seinem 14. Lebensjahr führte er
selbstständig Wanderungen mit Kameraden durch. Dabei entstanden Lebensfreundschaf-
ten wie die mit dem Geologen Otto Ampferer, den Historikern Karl Dörrer und Franz
Huter22, dem Philosophen Richard Strohal23 oder dem Mediziner Wilhelm Berger24. Bei
solchen Wanderungen holte sich Wopfner Anregungen zu „Vergleichen von Siedlung und
Volksart“25.
Der Erste Weltkrieg unterbrach Wopfners universitäres Schaffen. Obwohl dienstun-
tauglich, meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Zunächst zu Kanzleiarbeiten heran-
gezogen, setzte er seinen Einsatz im Felddienst bei der Bahnsicherung im Pustertal durch.
seine Schrift : Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten (Forschungen zur inneren Geschichte Österreichs 3,
Innsbruck 1906) als Habilitationsschrift eingereicht.
20 Gerhard OBerkofler, Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Inns-
bruck, 1850–1945 (Forschungen zur Innsbrucker Universitätsgeschichte VI. = Veröffentlichungen der Uni-
versität Innsbruck 39, Innsbruck 1969) 117–122 sowie 128 und 135–136.
21 Zum 1900 gegründeten Verein vgl. Berg und Tal. Akademischer Alpiner Verein Innsbruck, 1900–2000. FS
zum hundertjährigen Bestehen, hg. v. Walter Klier, (Innsbruck 2000).
22 Gerhard OBerkofler, Franz Huter (1899−1997). Soldat und Historiker Tirols (Innsbruck 1999), sowie
Michael Wedekind, Franz Huter (1899–1997), „Verfügen sie über mich, wann immer sie im Kampfe um die
Heimat im Gedränge sind“, in : Österreichische Historiker 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren 2, hg. v.
Karel Hruza (Wien 2012) 591–614.
23 Hans Asperger, Vollendung des Lebens. Herrn Professor Richard Strohal, dem weisen Menschenkenner und
Pädagogen, zu seinem siebzigsten Geburtstag in Verehrung gewidmet, in : Erkenntnis und Wirklichkeit. Ein
symposion genethliakon mit Richard Strohal, hg. v. Ivo Kohler, Hans Windischer (Innsbrucker Beiträge
zur Kulturwissenschaft 5, Innsbruck 1958) 191–195.
24 Berger, offenbar jüdischer Herkunft, emigrierte 1940 mit seiner Frau in die USA. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges strebte er aus der amerikanischen Emigration heraus ein Rückstellungsverfahren an, das sich bis
Anfang 1948 hinzog. Schlussendlich erhielt er die entzogenen Liegenschaften und mobilen Fahrnisse rücker-
stattet. Seine weitere Lebensgeschichte ist unbekannt. Den Hinweis auf das vermutliche Todesjahr verdanken
wir dem Leiter des UAG, Alois Kernbauer. Vgl. auch Katharina Bergmann-Pfleger, Geschichte der Uni-
versitätsbibliothek Graz 1938–45 (Dissertation Wien 2010) 281–282.
25 Wopfner, Selbstdarstellung (wie Anm. 3) 180. Mitunter hatten diese Wanderungen auch existenziellen Cha-
rakter wie die ausführliche Schilderung eines Lawinenabganges, in den Wopfner und seine Kameraden 1913
geraten waren, belegt.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625