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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 104 -
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104 Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl Schaffung einer österreichischen Verfassung nicht die Aufgabe des Nationalrates, als viel- mehr einer Versammlung von Länderdelegierten30. Die im Zuge der Friedensverhandlungen von Saint-Germain-en-Laye beschlossene Tei- lung Tirols sah er als Verpflichtung, an der „Rettung Südtirols“ mitzuwirken. Er befand sich dabei in einem Verbund aus Geographen, Historikern, Romanisten und Germanisten der Universität Innsbruck, die den wissenschaftlichen Nachweis „vom alten deutschen Charakter Südtirols“ zu erbringen und deren behauptete „Italienität“ zu widerlegen ver- suchten31. Institutionalisiert erscheinen diese Bemühungen als Denkschrift des Akademi- schen Senats der Universität Innsbruck32. In seinen Vorlesungen bezog Wopfner nach 1919 verstärkt die geschichtliche Volks- kunde ein. Im Bauerntum sah er den Erhaltungsträger des Alten. Das „bäuerliche Volk der Gegenwart“ war ihm wichtige Quelle für die Erkenntnis älterer Wirtschafts- und Kul turzustände. In zwei Beiträgen, die in den 1930er Jahren erschienen sind, arbeitete er seine Überlegungen auch programmatisch aus33. Unter „Volk“ verstand Wopfner die autochthone Bevölkerung eines Tales oder einer Landschaft, vornehmlich die „bäuerliche Bevölkerung“. Für Mittelschullehrer hatte er bereits 1910 eine Vorlesung über Hausbau, Siedlung und Flurverfassung „im gesamten deutschen Volksgebiet“ gehalten. In seinen universitären Vorlesungen wandte er sich vermehrt der Siedlungskunde zu. Zunehmend begann sich Wopfner, im Stil von Wilhelm Heinrich Riehl, Tirol allein zu er- wandern34. In seiner „Selbstdarstellung“ bezeichnete er diese Wanderungen als die „schöns- ten Erinnerungen [s]eines Lebens“. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die materiellen Artefakte und bedauerte, dass davon vieles, im Gegensatz zu Sitten und Bräuchen, nicht überliefert worden sei. Er sah „noch viel Mittelalter in Tirol lebendig“. Durch diese Begeg- nungen entstand in ihm der „Stolz auf die Zugehörigkeit zu einem so wackeren Volke“35. 30 Ebd. 194. 31 Gerhard OBerkofler, Der Kampf der Universität Innsbruck um die Einheit des Landes Tirol (1918–1920), in : Tiroler Heimatblätter 55 (1980) 78–89 ; künftig auch Ingo Schneider, Kultur als Argument und My- thos. Über die Verantwortung von Wissenschaft und Politik für die Etablierung von Differenz in Südtirol, in : Storia regionale del Trentino Alto Adige nel XX secolo. Volume IV : Cultura (fine Ottocento – fine Nove- cento), hg. v. Quinto Antonelli, Josef Berghold, Giorgio Mezzalira, Cesare Poppi (Trento 2017). 32 Die Einheit Deutschtirols. Denkschrift des akademischen Senats der Universität Innsbruck (Innsbruck o. J. [1918]). 33 Hermann Wopfner, Die Bedeutung der Volkskunde für die Wirtschaftsgeschichte, in : Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum in Innsbruck 12 (Voltelini-FS), Innsbruck 1932, 1–26 sowie Ders., Die For- schung nach der Ursache des Bauernkrieges und ihre Förderung durch die geschichtliche Volkskunde, in : HZ 153 (1936) 89–106. 34 Vgl. Wilhelm Heinrich Riehl, Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Social-Politik 4 : Wanderbuch (Stuttgart 1869). 35 Vgl. Wopfner, Selbstdarstellung (wie Anm. 3) 181. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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