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Hermann Wopfner (1876–1963) 113
5. das BergBauernBuch
Über das zurecht als Wopfners Lebenswerk bezeichnete Bergbauernbuch wurden zahlreiche
Rezensionen67 und Beiträge68 geschrieben. Von den zwölf „Hauptstücken“ (Lieferungen)
des Bergbauernbuches, das sind zwölf Großkapitel mit in Summe an die 2.000 Drucksei-
ten, konnte Wopfner nur die ersten drei (1951, 1954 und 1960) selbst verwirklichen. Die
von ihm fast bis zur Druckreife ausgearbeiteten übrigen Teile wurden posthum von Grass,
den Wopfner als seinen „geistigen Testamentexekutor“69 eingesetzt hatte, unter Mitarbeit
von Dietrich Thaler in den Jahren 1995 bis 1997 herausgegeben70. Zur langen Entste-
hungsgeschichte, die Grass ausführlich schildert71, enthüllen die Nachlässe von Grass72
und Wopfner im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum doch neue Aspekte. So war Wopf-
ner Ende 1943 wegen der alliierten Bombenangriffe auf Innsbruck offenbar sehr in Sorge,
dass sein nahe Innsbruck gelegener Bauernhof in Natters getroffen werden könnte. Der
Hof und das Manuskript zum Bergbauernbuch scheinen im wichtiger gewesen zu sein
als sein Leben, wie er bei seinem erstmals geäußerten Wunsch an Grass um posthume
Veröffentlichung formulierte : Für alle Fälle noch eine Bitte ! Sollte mir vor dem formellen
Abschluß meines Bergbauernbuches etwas Menschliches zustoßen, es muß gar nicht gerade eine
Bombe sein, vor der ja auch mein Hof nicht mehr sicher ist, so würde ich Sie bitten sich der
Arbeit anzunehmen73. Wopfner hatte das Manuskript, Zettelkästen und das Fotomaterial
67 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit siehe die Rezensionen zu Wopfners Bergbauernbuch von Roman Sand-
gruBer, in : VSWG 84 (1997) 597–598 ; Ders. in : VSWG 86 (1999) 428–430 ; Michael Pammer, in :
Historicum. Zs. für Geschichte (Frühling 1997) 35–38 ; Ernst Langthaler, in : Unsere Heimat. Zs. des
Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 69 (1998) 58–60 ; Hugo Penz, in : Tiroler Heimat 62 (1998)
187–200 ; Olaf Bockhorn, in : Österreichische Zs. für Volkskunde N.S. 54 (2000) 395–397.
68 Am bedeutendsten sicher Grass, Hermann Wopfner und das „Bergbauernbuch“ (wie Anm. 3) ; außerdem
u. a. Wolfgang Meixner, Gerhard Siegl, Erwanderte Heimat. Hermann Wopfner und die Tiroler Bergbau-
ern, in : Agrargeschichte schreiben. Traditionen und Innovationen im internationalen Vergleich, hg. v. Ernst
Bruckmüller, Ernst Langthaler, Josef Redl (Jb. für Geschichte des ländlichen Raumes 1, Innsbruck
2004) 228–239.
69 TLMF, NL NG, Korrespondenz mit Wopfner, Wopfner an Grass vom 26.04.1945.
70 Hermann Wopfner, Bergbauernbuch 1 : Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte, hg. von Nikolaus Grass ;
2 : Bäuerliche Kultur und Gemeinwesen, aus dem Nachlass hg. und bearb. von Nikolaus Grass unter redakti-
oneller Mitarbeit von Dietrich Thaler ; 3 : Wirtschaftliches Leben, aus dem Nachlass hg. v. Nikolaus Grass
unter Mitarbeit von Dietrich Thaler (Schlern-Schriften 296–298 ; Tiroler Wirtschaftsstudien 47–49, Inns-
bruck 1995–1997).
71 Vgl. Grass, Hermann Wopfner und das „Bergbauernbuch“ (wie Anm. 3).
72 Der NL Grass im TLMF wurde erstmals 2008 verwendet, aber noch nicht in seinem vollen Umfang wissenschafts-
geschichtlich ausgewertet, siehe Gerhard OBerkofler, Nikolaus Grass. Einige wissenschaftshistorische Miniaturen
aus Briefen und seine Korrespondenz mit dem Prager Juden Guido Kisch (Innsbruck-Wien-Bozen 2008).
73 TLMF, NL NG, Korrespondenz mit Wopfner, Wopfner an Grass vom 22.12.1943 ; Vollständige Transkription
dieses Schreibens siehe OBerkofler, Grass (wie Anm. 72) 100.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625