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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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120 Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl und gewerblichen Tätigkeit dem „alten“ Ratsbürgertum an und bekleideten städtische Ämter (Stadtrichter). In diese Welt hineingeboren, war Wopfner seine Herkunft durchaus bewusst und er interpretierte deren Facettenreichtum (Bauernstand, Handel, Gewerbe, städtisches Engagement) rückblickend als gute Basis für seinen akademischen Werdegang. Wopfner, der zeitlebens als „streng katholisch“ angesehen wurde, fand seine Erfüllung nicht nur im akademischen Betrieb, sondern zunehmend in politischer Tätigkeit. Die Annexion Südtirols durch Italien empfand er als „Vergewaltigung“ und trat ihr entschie- den mit „den Waffen der Wissenschaft“ entgegen104. Stand zunächst die Erhaltung der Einheit Tirols im Mittelpunkt seines Bestrebens, so wurde dies ab den 1920er Jahren von einem neuen „Sendungsbewusstsein“ abgelöst : der Vermehrung des Wissens über die eigene Herkunft. Im programmatischen Vorwort zur ersten Nummer der von ihm begründeten Zeitschrift „Tiroler Heimat“ drückte er dies in seiner unnachahmlichen Art aus : „Zum geistigen Rüstzeug dieses Kampfes gehört der Nachweis der Einheit Tirols, der Einheit seiner Geschichte, seiner natürlichen Beschaffenheit, seines Volkstums und seiner eigenartigen Kultur ; diesem Nachweis sollen die Abhandlungen in vorliegendem Alma- nach und in seinen Fortsetzungen dienen“105. Ein weiters Motiv in seiner öffentlichen Wirkung war die Behauptung und Aufrechterhaltung der „Freiheit“, die er vor allem in der Spezifik des Tiroler Bauerntums seit dem Mittelalter ausgeprägt sah und die er in der Ersten Republik vor allem gegen den Wiener Zentralstaat zu verteidigen wusste. Lieber als ein österreichischer Bundesstaat war ihm ein „selbstständiges Tirol“ oder eine Verbindung mit Bayern, dem Tirol in seinen „wirtschaftlichen und kulturellen Interessen […] unter allen deutschen Stämmen am nächsten“ sei106. Noch 1926 propagierte er die Eigenstän- digkeit Tirols öffentlich : „Tirol wird einsehen, daß es seine wertvolle Eigenart und seine Freiheit nur dann wahren kann, wenn es als selbständiges Land ins Reich heimkehrt“107. In dieser Frage ging er sogar argumentativ gegen seinen Neffen Karl Schuschnigg vor, für den ein separater Anschluss einzelner österreichischer Bundesländer an das Deutsche Reich nicht in Frage kam108. „Wopfner dachte zuallererst als Tiroler, dann als Deutscher 104 Wopfner, Einheit (wie Anm. 43) 4. Diesen Teil der Denkschrift dürfte Wopfner selbst verfasst haben. 105 Vgl. Vorwort, in : Tiroler Heimat, 1. Heft (1921) 3. Das Vorwort ist namentlich nicht gezeichnet, aber sicher nicht so ohne Billigung Wopfners, der Herausgeber der Zeitschrift war, erschienen. Vgl. Hermann Wopfner, in : Herbert Dachs, Österreichische Geschichtswissenschaft und der Anschluss 1918–1930 (Veröff. des His- torischen Instituts der Universität Salzburg, Wien/Salzburg 1974) 223–235, hier 227. 106 Hermann Wopfner, Tirol am Scheideweg. 2. Teil, in : Neue Tiroler Stimmen vom 19.11.1918 1. Der 1. Teil war am 15.11.1918 erschienen. 107 Vgl. Hermann Wopfner, Österreich und Deutschland, in : Innsbrucker Nachrichten, Nr. 46, 25.2.1926 8. 108 Schuschnigg hatte diese Äußerung 1929 in einer Rede auf dem Parteitag der Bayerischen Volkspartei getätigt, worauf Wopfner heftig replizierte. Vgl. Hermann Wopfner, Bemerkungen zum Problem der Wiederver- einigung Österreichs mit Deutschland, 1. bis 3. Teil, in : Bayerischer Kurier vom 15.12.1929, 1 sowie vom 19.12.1929, 2–3. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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