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124 Petra Svatek
setzung der Oberhummer-Lehrkanzel setzte er sich gegen Johann Sölch (Innsbruck), Karl
Uhlig (Tübingen) und Hans Dörries (Göttingen) durch. In Wien wirkte er bis zu seiner
Pensionierung 1949 als Ordinarius und von 1949 bis 1951 als Honorarprofessor für Kul-
turgeographie. Hugo Hassinger verstarb am 13. März 1952 in Wien an den Folgen eines
Verkehrsunfalls. Er wurde in der Babenbergerstraße von einem Motorradfahrer überrollt,
nachdem er von einer Straßenbahn der Linie 58 abgesprungen war. Hassinger hinterließ
seine Ehefrau Helene, die er 1906 geehelicht hatte, sowie die beiden Söhne Erich und
Herbert, die beide Historiker wurden2.
Hassinger deckte im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ein umfassendes For-
schungsfeld ab, das von der Physiogeographie über die Geschichte und Kartographie bis
hin zur Kulturgeographie reichte. Auch innerhalb der Kulturgeographie waren seine Inte-
ressen vielfältig. So setzte es sich ebenso mit der Stadtgeographie und der praxisorientier-
ten Raumplanung wie mit völkischen Fachgebieten auseinander. Von 1901 bis zu seinem
Tod verfasste Hassinger insgesamt 190 wissenschaftliche Abhandlungen3. Alleine von
1931 bis 1944 hielt er im In- und Ausland nicht weniger als 244 Vorträge4. Zudem war er
(Mit-) Herausgeber diverser Zeitschriften, Leiter einiger raumorientierter Forschungsge-
meinschaften, und er beteiligte sich auch an unzähligen geographischen, volkskundlichen
und raumplanerischen Projekten, die er zum Teil selbst leitete. Wegen dieser Fülle an
Publikationen, Vorträgen und sonstigen Tätigkeiten können hier nur die Grundzüge sei-
ner wissenschaftlichen Laufbahn kritisch wiedergegeben werden. Es stellt sich allerdings
die Frage, wie seine Forschungen in die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der
damaligen Zeit von der Habsburgermonarchie bis zum Nationalsozialismus eingebettet
werden können. Integriert ist hierbei auch die Frage, inwiefern Hassinger mit seinen For-
schungen der damaligen Politik zuarbeitete.
2 Zu Hassingers Biographie siehe unter anderem : Gustav Götzinger, Hugo Hassinger 1877–1952, in : Mit-
teilungen der Geographischen Gesellschaft Wien 96 (1954) 148–176 ; Hans BoBek, Hassinger, Hugo Ru-
dolf Franz, in : NDB 8 (Berlin 1969), 49–50 ; Christine Zippel, Hugo Hassinger (1877–1952), in : Wiener
Geschichtsblätter 61/1 (2006) 23–59 ; Dies., Hugo Hassinger (1877–1952), in : Handbuch der völkischen
Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen, hg. v. Ingo Haar, Michael
Fahlbusch, Matthias Berg (München 2008) 226–230 ; Ingrid Kretschmer, Präsidenten der ÖGG und ihre
Vorgängergesellschaften, in : Österreich in der Welt, die Welt in Österreich. Chronik der Österreichischen
Geographischen Gesellschaft 150 Jahre, hg. v. Ingrid Kretschmer, Gerhard Fasching (Wien 2006) 24–66,
hier 48–50. Nicht aufgenommen wurde Hassinger in : Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahr-
hundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon, bearb. v. Fritz Fellner, Doris A. Corradini (VKGÖ
99, Wien/Köln/Weimar 2006).
3 Eine Auflistung aller Monographien und Artikel befindet sich in : Götzinger, Hassinger (wie Anm. 2) 172–
176.
4 Zippel, Hassinger (wie Anm. 2) 46.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625