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Hugo Hassinger (1877–1952) 147
verwandter Fächer in den Südoststaaten zum Zweck der Zusammenarbeit mit der deutschen
Geographie111 an. Hassinger beurteilte die Geographen und anderen Wissenschaftler nach
ihrer Deutschfreundlichkeit. Zudem trat er mit den jeweiligen Landesleitern der NSDAP
in Verbindung. Als Beispiel soll hier sein Besuch in Griechenland genannt werden, wo er
sich mit Mitgliedern der Universitäten in Saloniki und Athen, mit der Deutschen Ge-
sandtschaft, mit dem NSDAP-Landesleiter Günther Wrede und Mitarbeitern des Deut-
schen Wissenschaftlichen Instituts in Athen traf112.
Vergleicht man Hassingers Aktivitäten und seinen Wirkungsgrad vor und nach 1938/9,
so scheint sein Einfluss während des Zweiten Weltkrieges etwas zurückgegangen zu sein.
Die administrativen Tätigkeiten und Forschungen waren nun vor allem im Bereich der P-
Stelle unter der Leitung Wilfried Krallerts angesiedelt113. Allerdings kann das Ausmaß von
Hassingers Mitarbeit nicht exakt beurteilt werden, da zum Beispiel bei den Arbeiten zu
den politisch hochbrisanten Volkstumskarten nicht er als Kooperationspartner genannt
wurde, sondern allgemein das Institut für Geographie der Universität Wien.
Die Tätigkeiten Hassingers verlagerten sich nach 1938 vor allem in die Arbeitsge-
meinschaft für Raumforschung der Universität Wien und die Arbeitsgemeinschaft für
Raumforschung Wiener Hochschulen, die von ihm geleitet wurden. Er initiierte viele
Projekte, die er mit diversen Mitarbeitern bei der RAG einreichte und repräsentierte die
Arbeitsgemeinschaften nach außen. Dabei baute er wissenschaftliche Netzwerke mit an-
deren Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen und Institutionen sowie mit
politischen Behörden auf. So stand er zum Beispiel mit den Arbeitsgemeinschaften für
Raumforschung in Innsbruck, Graz, Brünn und Prag, mit der Sudetendeutschen Anstalt
für Heimatforschung in Reichenberg, mit diversen Planungsbehörden, mit der Wiener
Wirtschaftskammer und mit der Deutschen Städteakademie in Kontakt114. Auch an der
1940 an der Akademie der Wissenschaften neu benannten Balkan-Kommission, die 1943
in Südost-Kommission umbenannt wurde, dürfte Hassinger zusammen mit Srbik und
Viktor Christian seine Fäden gezogen haben115.
111 UAW, NL Hassinger, Kt. 26, Bericht über die in der Zeit vom 10.–27.04.1942 nach Griechenland, Bulga-
rien, Serbien, Rumänien, Ungarn, Kroatien und vom 07.–09.05.1942 in die Slowakei ausgeführten Studien-
reisen.
112 FahlBusch, Wissenschaft (wie Anm. 6) 660.
113 Zu Wilfried Krallert siehe Michael FahlBusch, Wilfried Krallert (1912–1969). Ein Geograf und Historiker
im Dienst der SS, in : Österreichische Historiker, hg. Hruza (wie Anm. 95) 793–836.
114 UAW, NL Hassinger, Kt. 15, Protokoll der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung vom
10.11.1938, zweites Rundschreiben der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung vom 08.02.1940 ; BAB,
R 63/178, Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung an der Universität Wien, ohne Datum
und Autor. Siehe auch Svatek, Hassinger (wie Anm. 66) 300.
115 Johannes Feichtinger, Wissenschaft „im Dienste des deutschen Volkes“, in : Akademie der Wissenschaften,
hg. Ders. u. a. (wie Anm. 94) 127–136, hier 134f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625