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158 Marija Wakounig
lungen mit der Person Hans Uebersberger beschäftigt3. Ein einigermaßen abgerundetes
Bild über die Privatperson und/oder den Wissenschaftler fehlt bis dato und wird auch
weiterhin auf Vollständigkeit verzichten müssen, weil Quellenbestände entweder nicht
halten, was sie versprechen4, oder aus Gründen des Datenschutzes nicht zugänglich sind
bzw. deren Aufbewahrungsort nicht bekannt ist. Hinzu kommt auch eine – menschlich
zwar sehr verständliche, wissenschaftlich jedoch nicht unbedingt hilfreiche – Einstellung,
nämlich noch immer dem falsch verstandenen Sprichwort „de mortuis nihil nisi bene“
zu huldigen5, um politische Einstellungen oder jene Facetten des Privatlebens, die in das
Berufliche ausstrahlten, (noch immer) nicht hinterfragen zu wollen/zu dürfen, weil sie
(angeblich) das Gesamtbild der wissenschaftlichen Person ins Wanken bringen.
Welche Methode kann für die Erfassung und Verschriftlichung derart komplexer Sach-
verhalte herangezogen werden ? Im Rahmen der Geschichte der Gefühle bzw. der Emo-
tionen6, einem derzeit sehr konjunkturreichen methodischen Zugang7, wird auch „nach
der Rolle von Gefühlen in der Praxis der Wissenschaft und im Leben der Wissenschaft-
ler sowie schließlich um die Einbettung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
Emotionen in zeitgenössischen Emotionskulturen“ gefragt8. Die Berücksichtigung des
fragil Menschlichen bedeutet, sich auf sehr dünnem Eis zu bewegen, weil abgeschätzt wer-
den muss, was noch erträglich und verträglich für eine derartige Publikation ist, bedeutet
3 Manfred Stoy, Das Seminar für osteuropäische Geschichte der Universität Wien 1935–1940, in : MIÖG 99
(Wien 1991) 229–241 ; zuletzt Fritz Fellner, Doris Corradini, Österreichische Geschichtswissenschaft im
20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon (VKGÖ 99, Wien/Köln/Weimar 2006) 421 ;
Arnold Suppan, Marija Wakounig, Hans Uebersberger (1877–1962), in : Osteuropäische Geschichte in
Wien. 100 Jahre Forschung und Lehre an der Universität, hg. v. Dies., Georg Kastner (Wien/Innsbruck/
Bozen 2007) 91–166.
4 Der NL von Hedwig Fleischhacker und Hans Uebersberger, verwahrt im Institut für Ost- und Südosteuropa-
forschung in Regensburg (IOS Regensburg, NL Fleischhacker–Uebersberger, http://www.ios-regensburg.de/
bibliothek/bestand/archive-und-nachlaesse/nachlass-ueberberger.html), ist im Hinblick auf die Vita des For-
scherehepaares unergiebig und enthält überwiegend die späte literarische Produktion von Fleischhacker. Weil
kaum Archivalien des Osteuropahistorikers Uebersberger enthalten sind, wäre es besser, die Benennung des
Nachlasses zu ändern.
5 Das Sprichwort bedeutet übersetzt : „von Toten nichts außer auf gute Weise“ (und nicht „von Toten soll man
nur Gutes reden“).
6 Vgl. dazu https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/geschichte-der-gefuehle, Zugriff : 15.02.2013.
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/geschichte-der-gefuehle, Zugriff : 27.12.2013.
7 Zum Boom vgl. Jan Plamper, Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte (Berlin 2012)
sowie die unterschiedlichen Rezensionen von Lars Koch (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio-
nen/2013-3-139, Zugriff : 10.11.2013) und Hanna Lühmann (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bue-
cher/rezensionen/sachbuch/jan-plamper-geschichte-und-gefuehl-grundlagen-der-emotionsgeschichte-die-
leidenschaften-einst-und-jetzt-12049855.html, Zugriff : 10.11.2013).
8 Bettina Hitzer, Emotionsgeschichte – Ein Anfang mit Folgen, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/fo-
rum/2011-11-001.pdf, 41.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625