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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 164 -
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164 Marija Wakounig Notwendigkeit heraus, die antislawischen Reflexe und Stereotypen Wiener Historiker zu entkräften, die überzeugt waren, dass in polnischer und russischer Sprache [weniger] über russische und polnische Geschichte gearbeitet werde als in deutscher33. In Wien waren mit ein- schlägigen Sprachkenntnissen ausgestattete Historiker notwendig, die in der Lage waren, auch die osteuropäische Wissenschaftsliteratur zu rezipieren. Den langjährigen Vorstand des „Seminars für slawische Philologie“, Vatroslav Jagić, indes machte die neue Institu- tion überhaupt nicht glücklich, er verweigerte ihr sogar die Zustimmung ; nicht, weil die Bil’basov-Bibliothek nicht nur hervorragend die slawistische ergänzt und bereichert hätte, sondern auch aus personellen Gründen34. Wer sollte das neue Konkurrenz-Institut lei- ten ? Woher sollte der Posten für den kundigen Osteuropahistoriker kommen, zumal das Ministerium sehr sparsam mit neuen Stellen umging ? Jagić hatte nicht mit Uebersberger und möglicherweise auch nicht mit Konstantin Jireček gerechnet. Aber der Reihe nach : Jagić nämlich hatte 1893 „Pionierarbeit geleistet“, als er auf den zweiten slawistischen Lehrstuhl in Wien den Historiker Jireček aus Prag berufen ließ, der in der Folge fast nur mittelalterliche Geschichte Südosteuropas las35. Jireček, der in erster Linie forschen und am liebsten möglichst wenig unterrichten wollte, hatte von 1893 bis zu seinem Tod 1918 eine Professur für „Slawische Philologie und Altertumskunde“ inne. Eine inhaltliche Neuausrichtung oder Umwidmung der Professur wurde im Jahr 1907, als er zum ersten provisorischen Vorstand des „Seminars für osteuropäische Geschichte“ ernannt wurde, mit Wissen des Professorenkollegiums geschickt umgangen. 1893, als er nämlich Prag Richtung Wien verließ, wurde die dort vakant gewordene Professur nicht nachbesetzt. Es ist davon auszugehen, und dies legt auch ein entsprechender Privatver- merk von Jireček nahe36, dass er seinen Posten von Prag nach Wien gegen Aufbesserung des Gehaltes transferierte und dass 1907 ähnlich vorgegangen wurde, mit dem ange- nehmen Nebeneffekt der räumlichen Nähe, einer weiteren Verbesserung des Gehaltes und der Beibehaltung des Lehrprogramms. In der Altertumskunde allerdings hatte sich Jireček als ausgesprochener Balkanfachmann auch dem östlichen osteuropäischen Raum zu widmen. 1906, als die Vorbereitungen für die Gründung des „Seminars für osteuropäische Ge- schichte“ auf Hochtouren liefen, gewann der frisch habilitierte Uebersberger 37 als erster 33 Zitat bei Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 87. Uebersberger gab die für ihn unglaubliche Meinung des Historikers Alfons Dopsch wieder und meinte dazu, im fehlten die Worte, ob man dies als Hochmut oder Dummheit präzisieren soll. Zitat ebd. 34 Zum „Krimi“ rund um die Institutsgründung siehe Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 77–90. 35 Leitsch, Stoy, Seminar (wie Anm. 2) 87f. 36 Ebd. 19 Anm. 34. 37 Zum Habilitationsgesuch (03.11.1905), den Kommissionssitzungen (30.11. und 20.12.1905), zum Protokoll des (Habilitations-)Probevortrags (24.01.1906) sowie zum Bericht des Dekans (08.02.1906) vgl. UAW, PA Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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