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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 169 -
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Hans Uebersberger (1877–1962) 169 mend mit Forschungsarbeiten im Reichsarchiv Wien (wie das HHStA nun hieß) kompen- siert, wo Uebersberger „die aus Belgrad nach Wien geschafften Akten [zur] Kriegsschuld- frage [im Ersten Weltkrieg] auswertete“59. Als im Herbst 1944 das Berliner Haus, in dem sich die Wohnung Uebersbergers befand, bombardiert wurde, nahm er das zum Anlass, der Reichshauptstadt endgültig den Rücken zu kehren und sich ins oberösterreichische Geinberg zurückzuziehen60. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann für den be- reits 68-jährigen Uebersberger der wirtschaftliche Überlebens- und auch wissenschaftliche Reputationskampf. In Folge seiner ideologischen Verstrickungen in das nationalsozialis- tische Regime und auch wegen seiner Beförderung als SA-Standartenführer – auf die er mächtig stolz war61 – wurde Uebersberger 1945 in Berlin entlassen62 und aus der ÖAW ausgeschlossen. Er sah sich gezwungen, wegen seiner Vergangenheit und des SA-Ehren- ranges vor dem Volksgerichtshof auszusagen ; dabei war er auf wohlwollende sowie einen guten Leumund bekräftigende Aussagen von Freunden, Kollegen (u. a. Friedrich Heer) und auch Politikern angewiesen63. Letztlich gelang 1950 mit Hilfe zahlreicher Interven- ten und der Ausnahmebestimmungen des Verbotsgesetzes (Art. 6 §2764) die Entnazifizie- rung65 und 1952 die Rückgängigmachung des Ausschlusses aus der ÖAW66. Daran muss ihm viel gelegen sein, wenn man bedenkt, wie sehr Uebersberger die Tatsache geärgert hat, dass er nie zum wirklichen Mitglied – er war seit 1925 korrespondierendes Mitglied – gewählt worden war67. Parallel zu den Bemühungen in Österreich, die immaterielle und materielle Situation des Osteuropahistorikers zu lindern, zeichnete sich in Deutschland ab 1949 für jene His- toriker, die durch die Rote Armee aus dem östlichen Teil verdrängt worden waren, eine Lösung ab. Da Uebersbergers ehemalige Wirkungsstätte, die (Friedrich-Wilhelms- bzw.) 1920–1970. Geschichte zwischen Wissenschaft und Politik (Geschichte und Geschlechter 56, Frankfurt a. M/ New York 2007) 83. 59 Stoy, Briefwechsel (wie Anm. 13) 427. 60 Aus dem Brief Uebersbergerd an Bittner, Geinberg 14.08.1944, HHStA, Nl Bittner, 3–2–524, geht hervor, dass die Familie Uebersberger während ihres Geinberg-Urlaubes eine Zwangsarbeiterin aus der Ukraine be- schäftigte, die auf den vierjährigen Sohn Alexander aufpasste, siehe dazu auch Suppan, Wakounig, Uebers- berger (wie Anm. 3) 159. 61 Uebersberger an Bittner, Berlin 26.06.1942, HHStA, Nl Bittner, 3–2–521. 62 Voigt, Rußland (wie Anm. 21) 253. 63 Siehe dazu die detail- und kenntnisreichen, auf Selbstzeugnissen basierenden, Ausführungen bei Stoy, Brief- wechsel (wie Anm. 13) 428f. 64 http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe ?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000207, Zu- griff : 20.12.2013. 65 Stoy, Briefwechsel (wie Anm. 13) 433. 66 Ebd. 430. 67 Uebersberger vertrat letztlich den Standpunkt, daß die Akademie einen nötiger habe als umgekehrt. Uebersberger an Bittner, Breslau 12.06.1934, HHStA, NL Bittner, 3–2–501.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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