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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 175 -
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Hans Uebersberger (1877–1962) 175 als erste Wissenschaftlerin nach Einführung der Habilitationsordnung von 1934 an der Berliner Universität habilitiert“ hatte, einen ziemlich rauen Gegenwind seitens des Na- tionalsozialistischen Dozentenbundes wegen der Lehrbefugnis102. Während Woltner die Dozentur erst nach jahrelangen Verhandlungen 1939 erhielt, bekam sie Fleischhacker in- nerhalb kurzer Zeit und nachdem Uebersberger – das Procedere des Woltner-Ansuchens abwartend – ein entsprechendes Schreiben verfasst, in dem er die überdurchschnittlich gu- ten wissenschaftlichen Fähigkeiten der Bewerberin und ihre Wichtigkeit für die Vertretung seines Lehrstuhles, falls er im Ausland weilen sollte, hervorgehoben hatte103. Diese Ungleichbehandlung wollte oder konnte Vasmer nicht hinnehmen. In seiner Stellungnahme an die Fakultät machte er zunächst das Gesprächsthema der Studierenden, nämlich das Liebesverhältnis zwischen Uebersberger und Fleischhacker, aktenkundig, ging danach auf die eher gering geschätzten wissenschaftlichen Qualitäten ein, erwähnte, dass sich Fleischhacker bei den Studierenden nicht durchsetzen könne – was im männer- zentrierten Hochschulbetrieb keine Ausnahme, sondern die Regel war –, um abschlie- ßend festzuhalten, daß in einem Fall wie dem vorliegenden, wo persönliche enge Beziehungen zum Ordinarius für jeden auf der Hand liegen, eine Docentur an der gleichen Universität nicht angestrebt werden dürfe104. Vasmer vertrat keine singuläre (isolierte) Meinung inner- halb der Fakultät. Die Tatsache, dass Fleischhacker im November 1939 dennoch die Pro- bevorlesung halten konnte105 und im Juni 1940 das Betrauungsdekret überreicht bekam, verdankte sie den überzeugenden Interventionen von Uebersberger, dem Personalmangel und der Sonderstellung des Osteuropafaches106. 102 Berger, Historikerinnen (wie Anm. 58) 89, Zitate ebd. Über die persönlichen Beziehungen der beiden Wis- senschaftlerinnen Fleischhacker und Woltner ist bis dato nichts bekannt. Siehe dazu Annette Vogt, Schwes- tern und Freundinnen. Zur Kommunikations- und Beziehungskultur unter Berliner Privatdozentinnen, in : Schwestern und Freundinnen. Zur Kulturgeschichte weiblicher Kommunikation, hg. v. Eva LaBouvie (Wien/Köln/Weimar 2009) 143–173, hier 165. Ferner Stefanie Marggraf, Eine Ausnahmeuniversität ? Habilitationen und Karrierewege von Wissenschaftlerinnen an der Friedrich-Wilhelms-Universität vor 1945, in : Zur Geschichte des Frauenstudiums und Wissenschaftlerinnenkarrieren an deutschen Universitäten, hg. v. Gabriele Jähnert (Berlin 2001) 32–47, hier 40. 103 Berger, Historikerinnen (wie Anm. 58) 91. Zu den Vorbereitungen Fleischhacker für die Probevorlesung siehe Uebersberger an Bittner, Berlin 20.09.1939, HHStA, NL Bittner, 3–2–523. 104 Zitat bei Berger, Historikerinnen (wie Anm. 58) 92. Dieselbe spricht ebd., von einer diskreditierenden Stellungnahme und von unprofessioneller Kritik. Falls es so etwas wie einen „Code of conduct“ gegeben hat, so war die Beziehung zwischen Uebersberger und Fleischhacker für den wissenschaftlichen Betrieb gewiss unvereinbar. 105 Fleischhacker hielt am 28., 29. und 01.12.1939 Probevorlesungen über „Die polnische Frage vom russischen Standpunkt aus“. Uebersberger an Bittner, Berlin 18.11.1939, HHStA, NL Bittner, 3–2–506. 106 Berger, Historikerinnen (wie Anm. 58) 91f., 94.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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