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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 176 -
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Seite - 176 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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176 Marija Wakounig Parallel zum Habilitationsprojekt lieferte sich das seit Jahren getrennt lebende Ehe- paar Uebersberger einen Rosenkrieg107. Nach dem ersten verlorenen Prozess im Februar 1936108, der möglicherweise zeitgleich zum Disziplinarverfahren an der Berliner Univer- sität stattfand, setzte er auf Zeit109. Der „Anschluss“ Österreichs 1938, den Uebersberger von Berlin aus begrüßte110, brachte für ihn zwei Optionen‚ die selbsterklärend sind : a) Im ersten Fall bedeutete dies eine für ihn genehmere Scheidungsregelung, weil durch das natio- nalsozialistische Ehegesetz bei den Scheidungsgründen der von ihm erhoffte111 so genannte Zerrüttungstatbestand (§55 EheG 1938) gelistet war112. Da aber das Verschuldensprinzip – das seine Frau hingegen wahrscheinlich auch aus finanziellen (Absicherungs-)Gründen wollte – nicht automatisch aufgehoben war, musste sich Uebersberger nach Zeugen um- sehen. Sowohl Bittner als auch Srbik113 sollten für den ehemaligen Wiener Kollegen aus- sagen, tatsächlich den Dienst erwiesen hat nur Bittner. Weil die Sache trotz der günstigen Gesetzeslage nicht eindeutig war, gewann Uebersberger seinen Sohn, der im ersten Prozess auf Seiten der Mutter gestanden hatte, diesmal für eine Gegenaussage114, indem er dem arbeitsuchenden Diplomingenieur einen „Bevollmächtigten“-Posten im Betrieb des Her- zogs von Braunschweig in Wien vermittelte115. Mit diesem Atout im Talon und einem 107 Vgl. u.a Uebersberger an Bittner, Berlin [Winter 1934/1935], HHStA, NL Bittner, 3–2–515. 108 Im Oktober 1936 fühlte sich Uebersberger sehr ausgeruht und kampfeslustig : […] und daß ich daher nir- gendwo auch meiner famosen Ehefrau gegenüber daran denke, das Kriegsbeil zu begraben. Ich werde, im Gegenteil, überall härter zuschlagen als ich es bisher getan. Uebersberger an Bittner, Berlin [10.1936], HHStA, NL Bitt- ner, 3–2–511. 109 Uebersberger an Bittner, Berlin 29.07.1936, ebd. 110 Uebersberger an Bittner, Berlin 21.03.1938, ebd.: Du kannst dir denken, wie sehr ich traure, dass ich in diesen herrlichen Tagen nicht bei Euch sein konnte. 111 Uebersberger an Bittner, Berlin 29.07.1936, ebd : […] sondern ich warte jetzt die neue Ehegesetznovelle ab, die auf den Nachweis der Schuld verzichtet und den Hauptwert darauf legt, ob eine Ehe zerrüttet ist oder nicht. Das hat nun [Februar 1936] auch die erste Instanz festgestellt. Das war also der erste Schlag. Das Wichtigste und Wertvollste war Deine Aussage, die ja noch einmal eine Rolle spielen wird. 112 Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet, Berlin 06.07.1938 (http://alex.onb.ac.at/cgicontent/alex ?apm=0&zoom=2&aid =dra&datum=19380004&seite=00000807. Uebersberger hat sofort danach seinem Anwalt die Vollmacht für die (Wieder-)Aufnahme des Scheidungsverfahrens gegeben. Uebersberger an Bittner, Berlin 18.07.1938, HHStA, NL Bittner, 3–2–504. 113 Zu Srbiks Weigerung siehe Uebersberger an Bittner, Berlin 20.09.1939, HHStA, NL Bittner, 3–2–523. 114 Uebersberger an Bittner, Berlin 28.10.1939, ebd. 3–2–507 : Letzten Sonntag war mein Sohn hier und hatte mit uns eine Aussprache ; es zeigte sich, daß er immer bereit war, für mich auszusagen und daß ein Mißverständnis in dieser Sache die Ursache des Nichtverstehens war. Er stellte sich mir für die Revision, wenn notwendig, zur Ver- fügung ; da er den Verkehr mit Mutter und Schwester nahezu ganz abgebrochen sowie mit den Verwandten seiner Mutter[,] wußte er von den Verhandlung vor der zweiten Instanz und dem Urteil nichts. Er hat sich dann mit Hedwig eingehend ausgesprochen. Er ist ja der einzige, um den es mir in meiner Familie leid tat. 115 Uebersberger an Bittner, Berlin 18.07.1938, ebd. 3–2–504. Zu Herbert Uebersberger siehe http://www. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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