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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 178 -
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Seite - 178 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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178 Marija Wakounig dafür gelten, dass Uebersberger die weit gediehenen Berufungsverhandlungen mit Wien abbrach124. Seinem Freund Bittner gegenüber hielt er u. a. fest, dass sachliche und persönli- che Gründe, die beide gewichtig sind, für einen Verbleib in Berlin sprechen. Sehr betroffen gemacht und möglicherweise die Nichtannahme mitbedingt hat außerdem, dass ihm Sr- bik die Ablehnung, im Scheidungsprozess für ihn auszusagen, in der Form symbolisierte, dass er Uebersberger anlässlich einer Berlinreise gar nicht aufsuchte125. Trotz der Rufab- lehnung verfolgte er ganz genau die Besetzung seiner Lehrkanzel in Wien126 ; bei seinen Argumenten für Berlin war es ihm sehr wichtig zu betonen, dass er nicht fahnenflüchtig einen Trümmerhaufen hinterlassen konnte und dass Srbik, der sehr für eine Rückkehr von Uebersberger geworben hatte, dies einsehen solle127. Als die Stelle in Wien 1940 mit sei- nem Schüler Koch besetzt wurde, war Uebersberger ebenso beruhigt wie 1937, als ihm dieser in Breslau gefolgt war128. Der geplante Ausbau des Osteuropainstituts in Berlin misslang Uebersberger129. Die zunehmenden Forschungsaufenthalte im Wiener Reicharchiv ab 1943 verschafften zwar Ablenkung, befreiten das Ehepaar Fleischhacker-Uebersberger130 jedoch nicht von Be- treuungssorgen für den knapp zweijährigen Sohn. Vor allem der mittlerweile fast 66-jäh- rige Vater dürfte überfordert gewesen sein131. Dies sollte sich auch nach der Übersiedlung der Familie nach Geinberg in Oberösterreich132 und nach dem Krieg wieder nach Mün- chen kaum wesentlich bessern133. 124 Siehe dazu auch Stoy, Seminar (wie Anm. 3) 238f. 125 Uebersberger an Bittner, Berlin 20.09.1939, HHStA, NL Bittner, 3–2–525. 126 Uebersberger an Bittner, Berlin 28.10.1939, ebd. 3–2–507. 127 Uebersberger an Bittner, Berlin 18.11.1939, ebd. 3–2–506. 128 Zu Hans Koch vgl. die rezenten Publikationen von Andreas Kappeler, Hans Koch (1894–1959), in : Osteu- ropäische Geschichte, hg. Suppan, Wakounig, Kastner (wie Anm. 3) 227–254, sowie Karl W. Schwarz, Ein Osteuropäer aus „Profession“ : Hans Koch. Anmerkungen zu Biographie und Wirken, in : Nation, Nati- onalitäten und Nationalismus im östlichen Europa. FS für Arnold Suppan zum 65. Geburtstag, hg. v. Marija Wakounig, Wolfgang Müller, Michael Portmann (Wien/Berlin 2010) 641–658. 129 Näheres dazu bei Voigt, Rußland (wie Anm. 21) 249–253 ; Camphausen, Rußlandkunde (wie Anm. 11) 56. 130 Fleischhacker führte nach der Verheiratung ihren Ledigennamen in Publikationen weiter. 131 U.a. Uebersberger an Bittner, Berlin 15.02.1943, HHStA, NL Bittner, 3–2–518 : […] Xandi wird jetzt doch bald 2 Jahre und dann hoffenbtlich bald seiner Umgebung [und] uns mehr Freude und nicht so viel Arbeit machen. 132 Als 1944 nicht klar war, wo sich die ukrainischen Zwangsarbeiterin, die auf das Kind aufpasste, amtlich melden sollte, schrieb Uebersberger an Bittner, dass es ein Schlag [sei], dass wir sie verlieren, solange Xandi noch soviel Arbeit macht. Geinberg 14.08.1944, HHStA, NL Bittner, 3–2–524 133 Vgl. dazu die wenigen Privatbriefe von N.N. (Käthe) an Fleischhacker aus dem Beginn der 1960er Jahre, die Hinweise auf die schwierige häusliche Situation von Fleischhacker enthalten, die nicht nur ihren Ehemann, sondern auch die eigene Mutter zu betreuen hatte. In einem Brief (Gaid 12.01.1961, IOS Regensburg, NL Fleischhacker–Uebersberger, Mappe 122) wird festgehalten : Wann wirst du endlich in halbwegs normalen Verhältnissen leben, wann ? ? Wann wirst Du in Ruhe arbeiten können ? Hoffentlich ist Alex ein wenig galant und ‚misercordioso‘ zu Dir ! ! Ich glaube nur Kafka wäre imstande gewesen, Dein Familienleben richtig zu beschreiben. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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