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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 186 -
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186 Martina Pesditschek stellt Helbok französischen Lesern als einen der „premiers adhérants au nazisme“ vor6, in Hermann Bausingers grundlegender Darstellung des Faches Volkskunde ist Helbok bloß „der nationalsozialistische Volkskundler“7, Steffen Kaudelka nennt ihn „Vertreter einer genuin nationalsozialistischen Geschichtswissenschaft“8, Hubert Fehr bescheinigt Helbok, dass seine „Weltanschauung das Jahr 1945 relativ unbeschadet überstand“9, und evidentermaßen nur aus eben diesen Gründen werden Helbok heutzutage in rechtsextre- men Zeitschriften, die auch über einen anderen Adolf H. nur das Beste zu sagen wissen, Elogen zuteil10. Eine differenziertere Darstellung Helboks in Gerhard Oberkoflers Ju- gendwerk „Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850–1945“ veranlasste den Innsbrucker Rechtshistoriker Nikolaus Grass zu den Formulierungen „[…] betont katholische Gelehrte […] werden bewusst herabge- setzt, während große Nazis wie der Oberschwätzer Helbok ‚in den Himmel‘ hinaufge- lobt werden. Oberkofler’s Buch ist in total neonazistischer Tendenz verfasst“ bzw. „ist […] in ausgesprochen neonazistischem Geiste geschrieben. Herr [Adolph] Helbok wird beispielsweise verherrlicht“11. Für den DDR-Historiker Karl Czok zeigt das Beispiel des „österreichischen Faschisten“ Adolf Helbok „nur zu deutlich, wo diejenigen bürgerlichen Landeshistoriker endeten, die sich mit Haut und Haar dem Faschismus verschrieben ; denn sie halfen, seine Herrschaft und den menschenfeindlichen Größenwahnsinn ‚wissen- schaftlich‘ zu stützen und damit ganze Völker ins Unglück zu stürzen“12. Noch negativer äußerte sich ein anderer DDR-Historiker, Gerhard Heitz, der zwar zunächst konzediert, „daß Helbok ein außergewöhnlich kenntnisreicher Mann von erstaunlicher Arbeitskraft und Produktivität gewesen ist“, dann aber wie folgt fortfährt : „Aber den größten Teil sei- ner zumeist programmatischen Schriften liest man doch mit Beschämung darüber, was in ernsthaften Organen deutscher Geschichtswissenschaft straflos geschrieben werden durfte und auch noch Beifall fand. […] Man wird bei dieser mitunter geradezu pervers anmuten- den Vergewaltigung der erprobten Methoden der bürgerlichen Geschichtswissenschaft an 6 Bertrand Müller, in : Marc Bloch, Lucien Febvre et les Annales d’Histoire Économique et Sociale. Correspon- dance 2 : 1934–1937. Édition établie, présentée et annotée par B. M. (Paris 2003) 449 Anm. 2. 7 Hermann Bausinger, Volkskunde. Von der Altertumsforschung zur Kulturanalyse (Berlin [1971]) 69. 8 Kaudelka, Rezeption im Zeitalter der Konfrontation (Bibl.) 221. 9 Hubert Fehr, Germanen und Romanen im Merowingerreich. Frühgeschichtliche Archäologie zwischen Wis- senschaft und Zeitgeschehen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 68, Ber- lin/New York 2010) 673. 10 Gröhsl, Helbok, Das Volk ist unvergänglich (Bibl.) 24f.; Grolitsch, Wesenszüge (Bibl.) 2–10, = Dies., Wesenszüge (Bibl.) 154–178 (der Begriff „lebensgesetzlich“ wurde durch „biologisch“ ersetzt). 11 Gerhard OBerkofler, Nikolaus Grass. Einige wissenschaftshistorische Miniaturen aus Briefen und seine Korrespondenz mit dem Prager Juden Guido Kisch (Innsbruck 2008) 293 bzw. 430. 12 Karl Czok, Zu Problemen der deutschen Landesgeschichte, in : Wissenschaftliche Zs. der Karl-Marx-Univer- sität Leipzig, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 10,4 (1961) 513–526, hier 518. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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