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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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202 Martina Pesditschek konservative100 femme de lettres selbst über ein viel nüchterneres und realistischeres his- torisches Urteil als der Berufshistoriker verfügte und sie dessen Befähigung zum Histori- kerberuf bisweilen offenbar auch anzweifelte101, wie aus einem Tagebucheintrag vom 12. Okober 1929 hervorgeht102. Zu Anfang 1929 brachte Helbok Grete Gulbransson dazu, dass sie ihre Tagebücher dem Landesmuseum für Zeit und Ewigkeit […] einverleibte103. Als die gute Freundin, die die Helboks noch kurz vor Weihnachten 1933 in Innsbruck besucht hatte104, Ende März 1934 noch vergleichsweise jung an Jahren starb, konnte ihr das Ehepaar dann infolge politikbedingter Turbulenzen im eigenen Leben nicht einmal das letzte Geleit geben. Ab 1920 hielt Helbok „Ferienkurse für Heimatforschung und Volksbildung“ ab105, und um „den Zusammenhang mit dem Volke herzustellen und seinem Wunsche nach Mit- teilungen über die Heimat zu entsprechen und um es auch seinerseits zum Sprechen zu bringen“106, gründete er 1920 die Zeitschrift „Heimat“ (Untertitel zunächst : „Volkstümli- che Beiträge zur Kultur und Naturkunde Vorarlbergs“), die seit Januar 1927 dann vielmehr mit dem Untertitel „Vorarlberger Monatshefte“ und dem Titelzusatz „Heimatkundliche Mitteilungen des Vorarlberger Landesmuseums und der Heimatmuseen“, das heißt eigent- lich als offizielle Zeitschrift des 1858 gegründeten Vorarlberger Landesmuseumsvereins107, 100 Vgl. Ulrike Lang in : GulBransson, Tagebücher 4 (Bibl.) 27–30 ; vgl. auch Dies. in : GulBransson, Tagebücher 2 (wie Anm. 94) 23–26. 101 Vgl. auch Pirker, Citadelle (wie Anm. 69) 67 : „Köstlich ist es aber, daß Dr. Helbock [sic] in derselben Zeit- schrift, S. 47, ganz dasselbe schreibt, was er mir S. 73 als Geschichtsfälschung brandmarkt. […] Ist das ein His- toriker ? Im „Volksblatt“ schrieb ich ihm damals [1920] : ‚Ein Fuchs im 1. Semester arbeitet gewissenhafter, Herr Privatdozent.‘ Der Herr konnte nicht antworten.“ 102 Damals war Helbok ziemlich ‚disgusted‘, dass ich nach Italien geh. Der Helbok erzählt empörte Geschichten aus Meran. Ich halt’ mit meinen Meinungen zurück, um diesen rabiaten Teufel nicht zu reizen. Denn er ist sehr ein- seitig und fast kindlich in seinem Urteil über die politischen Verhältnisse in diesem verlorenen Gebiet. Es kommt mir fast komisch vor, dass ein Gelehrter der Geschichte so spricht, von den Unverschämtheiten der Italiener, dass sie alles so veritalienisieren. Mein Gott ! Sie haben es doch erobert ! Oder jedenfalls, es ist durch unseren verlorenen Krieg in ihre Hände gekommen. Dann ist es doch nicht mehr als recht und billig, dass man das anerkennt ! Anstatt fortwährend zu wühlen und zu krakehlen ! Der Helbok ist gewiss nur hinuntergegangen, um gegen die italienische Regierung zu hetzen ! Ich möchte wissen, wie sich die Deutschen aufgeführt hätten, wenn sie fremde Gebiete erobert hätten ? […] Die Italiener sind Sieger – ob mit Recht oder mit Unrecht – und ihr Siegerstand muss respectiert wer- den ! – Wie haben sich die Deutschen nach 70–71 aufgeführt ! Vgl. GulBransson, Tagebücher 5 (Bibl.) 159f. Zu Helboks Attitüde gegenüber Südtirol siehe auch unten Anm. 124. 103 GulBransson, Tagebücher 5 (Bibl.) 99 mit Anm. 180. 104 Ulrike Lang ebd. 249. 105 Johler, Geschichte und Landeskunde (Bibl.) 454. 106 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 38. 107 Vgl. Viktor Kleiner, Jahresbericht des Vorarlberger Landesmuseumsvereins pro 1932, in : Heimat. Vorarl- berger Monatsschrift 14,4–5 (April–Mai 1933) 75–87, hier 75f.; Truschnegg, Der Vorarlberger Landes- museumsverein (wie Anm. 70) (freundlicher Hinweis von Sebastian Fink). Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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