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Adolf Helbok (1883–1968) 211
blauen Augen strahlten“153, während „mein Vater wie seine Schwester auffallend rein nor-
dischen Aussehens waren“ und „ältere Überlieferungen im Rheindelta“ für die Vorfahren
seines Vaters denn auch tatsächlich „auf eine Herkunft vom hohen Norden“ gewiesen
haben sollen154. Gleichwohl hat Helbok die „Rassenkunde“ auch nach eigenem Bekunden
vor seiner Berliner Zeit und seiner persönlichen Bekanntschaft mit Eugen Fischer „nie
konsequent […] bebaut“, erst unter des letzteren Einfluss habe sie ihn „in ihrer Breite
und Tiefe so erfaßt, daß ich sie methodisch besser wie bisher in meine Arbeiten einbauen
konnte“155.
1924 machte sich Helbok auch im Deutschen Reich endgültig einen Namen. In die-
sem Jahr nahm er an der im Rahmen des 14. Historikertages in Frankfurt am Main ab-
gehaltenen 12. Konferenz der landesgeschichtlichen Publikationsinstitute teil ; hier lernte
er sein Idol Rudolf Kötzschke persönlich kennen und hielt am 2. Oktober wie dieser und
Freund Aubin einen für die Weiterentwicklung der von diesen drei Historikern vertrete-
nen Fachrichtung wichtigen Vortrag. „Der Durchbruch [sc. der zukünftigen ‚Volks(tums)-
geschichte‘] erfolgte […] auf dem Frankfurter Historikertag 1924 […]. Hier traten die
Vertreter der drei landesgeschichtlichen Institute, Kötzschke, Aubin und Helbok, erstmals
gemeinsam auf. Sie stellten die neue Disziplin universitärer Landesgeschichte bzw. ge-
schichtlicher Landeskunde vor und erreichten, dass der Historikertag in einer einstimmig
verabschiedeten Resolution die ‚Wichtigkeit der landesgeschichtlichen Studien für die
allgemeine deutsche Geschichtsforschung‘ feststellte. Damit wurde auch nach außen hin
sichtbar, welches Gewicht die Landesgeschichte als methodenbewusste, innovative und
zugleich auch nationale Disziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft erlangt hatte. Erst
jetzt setzte der große Aufbruch des neuen Faches ein.“156
Helboks Frankfurter Vortrag wurde bald darauf zunächst in Aufsatzform157 und schließ-
lich, erweitert und mit einem „Geleitwort“ von Kötzschke158 versehen, als Monographie
153 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 19f.
154 Ebd. 22f. „Auf dem Totenbette war sein [sc. des Vaters] ungemein formschönes nordisches Gesicht besonders
auffallend. Es war ganz Güte und Edelsinn.“
155 Ebd. 102. Vgl. ausführlich unten S. 235–241.
156 Matthias Werner, Die deutsche Landesgeschichtsforschung im 20. Jahrhundert. Aufbrüche, Umbrüche,
Perspektiven, in : Rheinische Landesgeschichte (wie Anm. 57) 157–178, hier 167f. Vgl. auch Mühle, Für
Volk (wie Anm. 56) 167f.: „In diesem Zusammenschluss, dem ansonsten Historische Kommissionen und
Geschichtsvereine angehörten, drängten“ besagte drei „als Vertreter dreier moderner Forschungseinrichtun-
gen […] auf eine inhaltliche und methodische Neuausrichtung der Landesgeschichtsschreibung, die stärker
an den Kategorien ‚Boden‘, ‚Land‘ und ‚Volk‘ orientiert sein sollte.“
157 Adolf HelBok, Probleme und Methoden der deutschen Landesgeschichte, in : Historische Vierteljahrschrift
22 (1924/25) 433–460.
158 In : Ders., Aufbau einer deutschen Landesgeschichte (wie Anm. 159) V–VII.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625