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Adolf Helbok (1883–1968) 213
Helbok selbst hervorhebt, „gelegentlich wörtlich“165 wiedergegeben werden ; eine solche
Praxis ist ihm bei einem späteren Vortrag zum Verhängnis geworden166. Helboks augen-
scheinlich großer Erfolg auf dem Frankfurter Historikertag zog in der Folge Einladungen zu
weiteren Vorträgen und Tagungen im Deutschen Reich nach sich, etwa einer 1925 ebenfalls
in Frankfurt am Main statthabenden Tagung des „Deutschen Schutzbundes“ (DSB), wo er
auch in einen „Ausschuß für Heimat- und Volksforschung“ gewählt wurde167.
1925 erfolgte an der Universität Innsbruck auch eine weitere für Helbok bedeutsame
Institutsgründung : Damals initiierte der Staatsrechtler Karl Lamp ein „Institut für Sozi-
alforschung in den Alpenländern“, das schließlich am 7. Dezember 1933 nach des Grün-
ders vorzeitiger Versetzung in den dauernden Ruhestand (Ende Sommersemster 1933)
liquidiert wurde. Helbok hielt im Rahmen dieses Instituts diverse Lehrveranstaltungen
ab168. Seit 1925 erforschte Helbok die Siedlungsgeschichte „Großalemanniens unter Vor-
anstellung der nichtschriftlichen Quellen“, „um den Gründen des Stammesverfalles nach-
zugehen“ ; seit 1927 wurde er dabei laut eigenen Angaben durch die „Stiftung für deut-
sche Volks- und Kulturbodenforschung in Leipzig“169 finanziell unterstützt170. Ab 1927
ging es ihm, in den Worten Oberkoflers, „um die genaue kartographische Feststellung der
Räume, die von den Germanen bei der Landnahme besetzt oder in ihrer alten Heimat in
der Zeit der Landnahme bereits bewohnt wurden, wie um die Klarstellung der durch die
Rodung und Binnenkolonisation dazugewonnenen Räume, die bisher überhaupt nicht
bewohnt waren ; ferner um die gleichfalls kartographische Darstellung der im Zuge der
165 Ebd. 26.
166 Siehe unten S. 256–258.
167 Michael FahlBusch, „Wo der deutsche … ist, ist Deutschland !“ Die Stiftung für deutsche Volks- und
Kulturbodenforschung in Leipzig 1920–1933 (Abh. zur Geschichte der Geowissenschaften und Religion/
Umwelt-Forschung, Beiheft 6, Bochum 1994) 69 (behauptet „Dominanz von Jungkonservativen in diesem
Kreis“ ; ebd. 189–195 zum DSB) ; HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 52 : „Hochinteressante Tagungen, die mir
unendlich viel bieten sollten […] und zu denen ich auf einmal eingeladen wurde“, und 67f.
168 Karl Lamp, Bericht über die Arbeiten des Instituts für Sozialforschung an der Innsbrucker Universität wäh-
rend seines achtjährigen Bestandes (Innsbruck 1933) 6f. bzw. 11.
169 Vgl. etwa FahlBusch, „Wo der deutsche … ist, ist Deutschland !“ (wie Anm. 167) ; Ingo Haar, Stiftung für
deutsche Volks- und Kulturbodenforschung, in : Handbuch der völkischen Wissenschaften. Akteure, Netzwerke,
Forschungsprogramme II, hg. v. Michael FahlBusch, Ingo Haar, Alexander Pinwinkler (Oldenbourg/Berlin/
Boston 22017) 1516–1526 ; Karen Schönwälder, Historiker und Politik (Bibl.) 51–53 ; OBerkrome, Volks-
geschichte (Bibl.) 28–30 ; Ders., Geschichte, Volk und Theorie. Das „Handwörterbuch des Grenz- und Aus-
landdeutschtums“, in : Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918–1945, hg. v. Peter Schöttler
(Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1333, Frankfurt/M. 21999) 104–127, hier 106–111.
170 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 74, auch 52f. (im Frühjahr 1926 „entwickelte sich in mir eine große innere
Wendung […]. Erst heute […] sehe ich, daß in jenen Tagen alles in mir und meiner arbeitsmäßigen Aufga-
benstellung in den weiten deutschen Volksraum hinausdrängte“) ; vgl. auch UA Leipzig, PA 561, fol. 115 ;
keine Erwähnung bei FahlBusch, „Wo der deutsche … ist, ist Deutschland !“ (wie Anm. 167) 275f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625