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Adolf Helbok (1883–1968) 215
Volkskundler der vor allem als Volksliedforscher hervorgetretene John Meier179 aus Freiburg
im Breisgau einsetzten180. „Natürlich hatten wir dabei keinerlei politische Absichten“, be-
hauptete Helbok später181 ; immerhin wurden die längste Zeit „rassische Forschungen bei
den Befragungen bewusst ausgeblendet“, sehr zum späteren Ärger des Matthes Ziegler182
vom Amt Rosenberg183. Erst recht war Helbok auch die treibende Kraft zur Installierung ei-
tätsvolkskunde im Nationalsozialismus. Skizzen zur Fachetablierung und Öffentlichkeitsarbeit in Berlin, in :
Die Berliner Universität in der NS-Zeit, hg. v. Rüdiger vom Bruch, Christoph Jahr im Auftrag der Se-
natskommission „Die Berliner Universität und die NS-Zeit. Erinnerung, Verantwortung, Gedenken“, II :
Fachbereiche und Fakultäten, hg. v. Rüdiger vom Bruch (Wiesbaden/Stuttgart 2005) 131–147, hier 137f.;
er publizierte übrigens auch in Helboks „Heimat“ : Arthur HüBner, Der Atlas der deutschen Volkskunde,
in : Heimat. Vorarlberger Monatshefte 10,5 (Mai 1929) 167–170.
179 Otto Holzapfel, Meier, John (eigentlich Johann), in : NDB 16 (Berlin 1990) 643f.; vgl. auch Ders., Das
Deutsche Volksliedarchiv im Dritten Reich, in : Volkskunde und Nationalsozialismus (wie Anm. 5) 95–102,
Diskussion 103–108 ; Max Matter, Zwischen Forschung und Dienstleistung. Alte und neue Aufgaben des
Deutschen Volksliedarchivs, in : Volkskundliche Großprojekte. Ihre Geschichte und Zukunft, Hochschulta-
gung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Rostock, hg. v. Christoph Schmitt (Rostocker Beiträge
zur Volkskunde und Kulturgeschichte 2, Münster/New York/München/Berlin 2005) 38–50, hier besonders
37–44 ; Anka Oesterle, Letzte Autonomieversuche : Der Volkskundler John Meier. Strategie und Taktik des
Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde 1933–1945, in : Die Freiburger Universität in der Zeit des Nati-
onalsozialismus, hg. v. Eckhard John, Bernd Martin, Marc Mück, Hugo Ott (Freiburg/Würzburg 1991)
151–162 ; Schmoll, Vermessung (Bibl.) passim, besonders 109–111. Helbok steuerte einen Beitrag „Die
deutschen Stämme und die moderne Volksforschung“ zu Meiers Festschrift von 1934 bei, in : Volkskundliche
Gaben. John Meier zum siebzigsten Geburtstage dargebracht (Berlin/Leipzig 1934) 54–67, wo er übrigens 54
Bestrebungen befürwortete, „die neue Reichsverfassung auf die Stammestümer aufzubauen“ ; diese passten
„sehr gut in eine Zeit, die den Gedanken der Volksgemeinschaft bewußt pflegt. In ihr gewinnen die natürli-
chen Besonderungen, die jede Großgemeinschaft enthält, neue Bedeutung“.
180 UA Leipzig, PA 561, fol. 115f.; Art. „Helbok, Adolf“, in : Kiefer, Bio-Bibliographisches Handbuch (Bibl.)
257 ; OBerkofler, In memoriam (Bibl.) 147 ; vgl. HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 68–76. Gröhsl, Helbok
– 75 Jahre (Bibl.) 20 bezeichnet Helbok gar als „Schöpfer des Atlas“.
181 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 69 ; gleichzeitig stellte er aber doch fest, dass es „für die Deutschen etwas
nachzuholen [galt], was die anderen längst schon hatten, ein starkes Nationalgefühl sollte lebendig werden“,
denn „es wurde uns bald klar, daß ein großes, zentral geführtes wissenschaftliches Forschungsunternehmen
über unser Volk dringende Notwendigkeit sei, um das Einheitsbewußtsein, das seit dem Kriege und den
durch den Feindeshaß nachher geförderten Geist der Schicksalsgemeinschaft aller Deutschen aufstieg, zu
stärken und noch lebendiger zu machen“ : ebd. 68.
182 Siehe zuletzt Henrik EBerle, „Ein wertvolles Instrument“. Die Universität Greifswald im Nationalsozi-
alismus (Köln/Weimar/Wien 2015) 346–348 ; Manfred Gailus, Vom „gottgläubigen“ Kirchenkämpfer
Rosenbergs zum „christgläubigen“ Pfarrer Niemöllers : Matthes Zieglers wunderbare Wandlungen im 20.
Jahrhundert, in : ZfG 54 (2006) 937–973 ; Grüttner, Biographisches Lexikon (wie Anm. 41) 188f.; Ekke-
hard Henschke, Junge Akademiker, völkische Ideologie und was daraus wurde : Greifswalder Biographien,
in : „…die letzten Schranken fallen lassen“. Studien zur Universität Greifswald im Nationalsozialismus, hg. v.
Dirk Alvermann (Köln/Weimar/Wien 2015), 144–179, hier 161–168 ; Art. „Ziegler, Matthes (Matthäus)“,
in : Klee, Personenlexikon (wie Anm. 58) 694 ; Schmoll, Vermessung (Bibl.) passim.
183 Simon, Der Atlas der deutschen Volkskunde (wie Anm. 176) 57f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625