Seite - 218 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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218 Martina Pesditschek
Atlasses wegen fuhr Helbok auch immer wieder selbst nach Berlin. Der Freundin Grete
Gulbransson gegenüber erzählte er jedenfalls zu Anfang 1929 von Berlin, wo er alle Monat
einmal hin muss und dort mächtig fétiert wird. Und im Heimatländle dagegen macht man
es ihm so lausig195. Die Freundin besuchte dann auch am 21. April 1929 „in Begleitung
von Dora Helbok das Institut Helboks in Innsbruck. Sie wollte Genaueres über die gros-
sartigen Karteninstitutionen sowie über jene Methode in Erfahrung bringen, die Helbok
erfunden habe, um in die Vorzeit einzudringen“196. Eben 1929 begann Helbok auch, seine
oben erwähnten zunächst auf „Großalemannien“ beschränkten kartographischen Studien
„auf den ganzen süddeutschen Raum auszudehnen, so daß die alemannische Siedlungs-
geschichte ein Teilproblem wurde und ich neben ihr auch jene des sonstigen Südens als
Grundlegung für den Atlas betrieb“197.
Im Herbst 1929 hegte Helbok offenbar die Hoffnung, Nachfolger auf dem Lehrstuhl
seines Freundes Aubin in Gießen werden zu können, dessen Abgang nach Breslau sich
damals schon abgezeichnet haben muss : Wir reden auch über Helbok[,] und Bilgeri198 sagt,
die Möglichkeit besteht, dass er nach Giessen versetzt wird, was für mich ein Schlag wäre.
[…] Ein Schlag ! Tatsächlich !199 Nachfolger Aubins wurde aber Theodor Mayer200. Anfang
1930 hatte sich nicht nur diese Hoffnung, von der man in Helboks Memoiren gar nichts
erfährt, endgültig zerschlagen, es scheiterte auch ein von Wopfner, Steinacker und Fried-
Anm. 193) 91–107, hier 94 (nennt nur Helbok) ; vgl. auch Michael Simon, Bernd Rieken, Warum wir
Richard Beitls „Mythologie“ von 1933 herausgeben, in : Richard Beitl, Untersuchungen zur Mythologie des
Kindes (Habilitationsschrift, Berlin 1933) hg. u. eingel. v. Bernd Rieken, Michael Simon mit Beiträgen von
Klaus Beitl, Thomas K. Schippers (Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie / Volkskunde 1, Münster/
New York/München/Berlin 2007) XI–XLIV, hier XVII.
195 GulBransson, Tagebücher 5 (Bibl.) 98.
196 Ulrike Lang ebd. 107.
197 HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 74.
198 Martin Bilgeri (1860–1953), Gymnasiallehrer, Mitglied des Ausschusses des Vorarlberger Landesmuseums-
vereins und auch Franz-Michael-Felder-Forscher : Ulrike Lang in : GulBransson, Tagebücher 5 (Bibl.) 138
Anm. 306.
199 GulBransson, Tagebücher 5 (Bibl.) 139 (28.9.1929), vgl. auch 159 (12.10.1929) : Helbok ist erfüllt, von
seiner möglichen Versetzung nach Giessen, die ihm jetzt doch gehörig im Magen liegt. Möglicherweise hatten sich
zu diesem Zeitpunkt die Aussichten auf eine solche Berufung schon wieder verschlechtert.
200 Siehe zuletzt Reto Heinzel, Theodor Mayer. Ein Wissenschaftsorganisator mit „großen Möglichkeiten“, in :
Das Deutsche Historische Institut Paris (wie Anm. 14) 60–77 ; Ders., Theodor Mayer, in : Handbuch der
völkischen Wissenschaften I (wie Anm. 18) 485–488 ; Kaudelka, Rezeption (Bibl.) 119 ; Helmut Mau-
rer, Theodor Mayer (1883–1972). Sein Wirken vornehmlich während der Zeit des Nationalsozialismus,
in : Österreichische Historiker 1 (wie Anm. 41) 493–530 ; eine obscuriore loco erschienene Würdigung ist
Bruno Meyer, Theodor Mayer. 24. August 1883 – 26. November 1972, in : Beiträge zur Geschichte des
Bodenseeraumes. Festgabe des Vereins für Geschichte des Bodensees zum 12. Österreichischen Historikertag
in Bregenz (Bregenz 1973) 125–131.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625