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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 248 -
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Seite - 248 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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248 Martina Pesditschek dass er beginne „die Nase voll zu haben“. Eine Bestätigung darüber, dass er seine Vorlesungen zu Ausfällen gegen Oesterreich benütze, konnte ich bisher nicht erhalten363. Die vom Gesandten behauptete Frustration Helboks hat dieser zumindest im Großteil der zweiten Hälfte des Jahres 1934 wohl tatsächlich empfunden, als der „Atlas“ wieder in die Hände des Innominato geraten und dem Protégé Beitl als „Atlas“-Mitarbeiter gekün- digt worden war, während sich an der Berliner Universität ihrerseits tatsächlich keine Ein- richtung eines Ordinariates für Helbok abzeichnete364. Doch gab es ja auch noch Leipzig, wo Kötzschkes Emeritierung am 30. April 1935365 anstand. Grass hat wohl recht vermutet, dass die wahrscheinlich noch 1934366 vollzogene Konversion des Ehepaares Helbok zum evangelischen Glauben im Hinblick auf eine mögliche Berufung nach Leipzig erfolgt ist367. 363 AdR, PA AH, fol. 57. 364 Vgl. HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 112 : „[…] erklärte mir der Dekan, der Anglist Horn, die Fakultät wünschte, mich dauernd in Berlin festzuhalten, und hätte an das Ministerium den Antrag gerichtet, mir eine Professur mit Institut einzurichten. Gleichzeitig setzten die Bestrebungen der Fachkollegen ein, den Atlas in meine Hand zu bringen“ ; doch schreibt er ebd. selbst, dass er die Aussichten (im Hinblick auf Intrigen des Innominato, gegen den er seinerseits Verdächtigungen streute : Schmoll, Vermessung (Bibl.) 108) bald „für gering ansah“. Und „manchmal schreckte mich aber das Berliner Getriebe, die Intrigen, denen Leute an füh- renden Stellen ausgesetzt waren, und der damit verbundene ewige Prestigekampf, zu dem ich gar kein Talent habe, etwas, und ich wäre lieber nach Freiburg gegangen, wohin man mich damals auch holen wollte.“ Vgl. auch Simon, Blut- und Boden-Dialektologie (wie Anm. 236) 110f.: Antrag Horns an das REM vom 10.08.1934 ; vgl. Schmoll, Vermessung (Bibl.) 118f.; hier auch 116 Nennung eines Briefs von Horn an Eugen Mattiat vom 08.02.1935, der zwar einen Antrag zugunsten einer „Selbständigmachung des Volkskunde-Atlas und Übertra- gung an Prof. Helbok“, daneben aber vielmehr einen weiteren solchen zugunsten einer entsprechenden Professur für Adolf Spamer erwähnt. Vgl. auch HelBok, Erinnerungen (Bibl.) 117f., 134 ; Ludwig, „Seminar für Lan- desgeschichte und Siedlungskunde“ (Bibl.) 164 : „[…] ein Ausbau des Seminars zum Zentrum der deutschen Volkstumsgeschichte durch Adolf Helbok scheiterte an den Machtkämpfen zwischen Bernhard Rust, Alfred Rosenberg und später Heinrich Himmler“ ; auch Dies., Adolf Helbok […] und die „Gleichschaltung“ (Bibl.) 83. 365 Dies. schreibt ebd. 81 wohl irrtümlich von einer Emeritierung bereits mit 31.03.1935. 366 Schon in einem vermutlich 1934 ausgefüllten Personalblatt ist sowohl für ihn selbst als auch für seine Frau als Religionsbekenntnis „evangelisch“ eingetragen : BAB, R 4901/13266 ; AdR, PA AH, fol. 59 bezeichnet ihn am 01.02.1935 als bereits übergetreten ; vgl. UA Leipzig, PA 561, fol. 184, andererseits fol. 7f., wo nur sein Austritt aus der katholischen Kirche „im Zusammenhang mit den politischen Verhältnissen in Österreich“ im Bericht für die Wiederbesetzung der ordentlichen Professur für sächsische Geschichte an der Universität Leipzig vom 19.12.1934 erwähnt wird ; Johler, Geschichte und Landeskunde (Bibl.) 458 (ebenfalls ohne Datumsangabe) : „Seine offen gezeigten Sympathien für das faschistische Deutschland und sein Übertritt in die evangelische Kirche brachten Helbok in einen deutlichen – auch von ihm provozierten – Gegensatz zu den katholisch moti- vierten Austrofaschisten, die im Februar 1934 endgültig die Macht in Österreich an sich gerissen hatten.“ 367 Nikolaus Grass apud OBerkofler, Nikolaus Grass (wie Anm. 11) 74f.: Voltelini war so anständig und hat seine Konfession nicht gewechselt, wie dies dann später Adolf Helbok getan hat, um seine Berufung nach Leipzig zu er- leichtern. Zum Hintergrund vgl. Heinrich Drerup, Aus versunkenen Tagen. Leben und Wirken meines Vaters Engelbert Drerup (1871–1942), in : Eikasmos 4 (1993) 159–167, hier 160 : „Im liberalen Leipzig bestand die Vorschrift, daß wenigstens die weltanschaulichen Professuren nicht mit Katholiken besetzt werden durften“ ; Luciano Canfora, Engelbert Drerup (1871–1942), in : Eikasmos 5 (1994) 419–428, hier 420 mit weiterer Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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