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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 254 -
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254 Martina Pesditschek Amtes Rosenberg im Hauptlektorat für Vorgeschichte, welches von Hans Reinert[h] ge- leitet wurde, von Dr. Bernhard Payr verfaßt worden“398. Im Oktober erfolgte darüber hinaus ein Angriff in den Medien : Der schon erwähnte Matthes Ziegler berichtete im „Völkischen Beobachter“ vom 3. Oktober 1935 „von ei- ner Tagung des Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte, dessen Vorsitzender Hans Rei- nerth war […]. In einem dort von Dr. Maier gehaltenen Vortrag, ‚Die weltanschauliche Sichtung des vorgeschichtlichen Schrifttums‘, wurde Helbok“ neben einer Reihe anderer Wissenschaftler auch „‚üble Konjunkturgesinnung‘ vorgeworfen399. […] Sein Projekt ei- ser Vorschläge für ein zu gründendes Zentralinstitut für Deutsche Volksforschung, dessen Arbeit in Bluträumefor- schung, Lebensraumforschung, Volksstrukturforschung und Kulturraumforschung eingeteilt werden soll. Muß man auch Helboks Feststellung, daß die liberalistische Geschichtsschreibung niemals wahre Volksgeschichte, Geschichte des Volksorganismus betrieben hat, unbedingt zustimmen, so rechnet doch sein Arbeitsplan für die Volksgeschichte mit zuviel schwer faßbaren und oft nicht einwandfrei auswertbaren Größen, die der Phantasie des Verfassers ein weites Spielfeld lassen. Wesentliche Gebiete der Volksforschung finden dagegen in dem Plan keine Berücksichtigung, wie z. B. die Flur- und Ortsnamenforschung, die grundlegende Schlüsse auf die ganze deutsche Siedlungsgeschichte zu ziehen gestattet. Weiters wird moniert, daß der Verfasser mit seinen wissenschaftlich mangelhaften, aber groß- aufgemachten Untersuchungsergebnissen dem deutschen Volkstum namentlich in den bedrohten Grenzgebieten schadet, denn der Verfasser sieht die Aufgabe der deutschen Volksgeschichte darin, das Kreuzfeuer der Einflüsse der Nachbarkulturen auf das Volk der europäischen Mitte nach Umfang und Tiefe aufzuzeichnen und daraus den Grad der rassischen Beeinflussung des deutschen Volkes durch fremdes Blut zu ermitteln, anstatt daß er sich bemüht hätte, die Auswirkungen nordischen Blutes und deutschen Geistes auf die Völker fast ganz Europas auf- zuzeigen […]. Als Fazit ergibt sich : Die vorliegende Schrift kann in keiner Weise empfohlen werden : UAI, PA AH, Gutachten für Verleger 08.07.1935, 1 = UA Leipzig, PA 561, fol. 30 bzw. 32 ; vgl. im Gegensatz dazu die positive Bewertung dieses Buches noch Ende 1934 im Rahmen des Wiederbesetzungsberichtes, wo seine vertiefte Auffassung und sein[en] Weitblick, zugleich seine innerliche Einstellung zu allen den volksgeschichtlichen Plänen und neuen Lösungen, die uns heute aufs Lebendigste bewegen, in besonders hellem Licht erscheinen ; UA Leipzig, PA 561, fol. 9. 398 Ludwig, Adolf Helbok […] und die „Gleichschaltung“ (Bibl.) 84. Doch dürfte bei diesem negativen Gut- achten auch der Helbok mittlerweile in inniger Feindschaft verbundene alte Kampf- und Leidensgefährte Friedrich Metz seine Hand mit im Spiel gehabt haben, vgl. Fehn, „Biologische Volkstumsgeschichte“ (Bibl.) 476 ; Ders., Volksgeschichte im Dritten Reich (Bibl.) 578 ; Schmoll, Vermessung (Bibl.) 119 Anm. 302 : „[…] er war von Wildhagen […] gebeten worden, über die Glaubwürdigkeit Helboks Zweifel zu säen.“ Hel- bok seinerseits nannte Metz, als dieser 1936 zum Rektor in Freiburg bestellt werden sollte, einen deutschspra- chigen Franzosen, der nicht in allem Nationalsozialist sei, und behauptete weiters, „daß es nicht sein Oppositi- onsgeist gewesen sei, der ihn in Österreich in Schwierigkeiten gebracht habe“, sondern seine typisch liberale[n] Veranlagung. In Berlin bemerkte man darauf „lediglich, daß Helbok augenblicklich ja unter Parteibeschuß stehe und daher vielleicht nicht ein kompetenter Gutachter sei“ : HeiBer, Universität unterm Hakenkreuz (wie Anm. 272) 257f. 399 Auf der Tagung des Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte wurde ich über Veranlassung Prof. Reinerths von einem seiner Vortragsredner öffentlich als Reaktionär (vgl. UA Leipzig, PA 561, fol. 29) gebrandmarkt, wobei ausgege- ben wurde, daß meine Schrift seitens des Hauptlektorats für Vorgeschichte abgelehnt werden mußte : UAI, PA AH, 07.03.1938 mit Beilage „Gutachten für Verleger“ der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums 08.07.1935 ; vgl. Ludwig, Adolf Helbok […] und die „Gleichschaltung“ (Bibl.) 87. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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