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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 258 -
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258 Martina Pesditschek an den Dekan, von dem er eine Abschrift offenbar ebenfalls an Haller schickte421. Augen- scheinlich wollte sich Helbok in diesem Schreiben422 als eines von vielen Opfern der Schö- nebaumschen Frustration darstellen, mit „Haus“ ist wohl das gerade erwähnte „Institut für Kultur- und Universalgeschichte“ gemeint, an dem Schönebaum den Dienst eines Oberas- sistenten versah, was man als Tätigkeit eines „Hausverwalters“ bezeichnen mag423. Mit der Behauptung, nicht das einzige Opfer Schönebaums zu sein, war Helbok übrigens wirklich im Recht, denn der seit Frühjahr 1933 selbst der NSDAP angehörende Schönebaum hat auch den damaligen Leiter des Lamprecht-Instituts, den tatsächlich eher konservativ-re- volutionären als nazistischen Hans Freyer (sc. als angeblichen Nicht-Nazi) denunziert424. Schönebaums Anzeige war ein reiner Bosheitsakt, denn von einem wissenschaftlichen Pla- giat, wie es später Heinrich Harmjanz (notabene zu Unrecht)425 vorgeworfen wurde, konnte bei Helbok ja tatsächlich überhaupt nicht die Rede sein. Gleichwohl hat Helboks Ansehen in Leipzig durch diese Affäre sicherlich keinen geringen Schaden erlitten. schung 76, Berlin 2001) 101–165, hier 130 mit Anm. 196 ; Ders., Priester der Klio oder Hofchronisten der Partei ? Kollektivbiographische Analysen zur DDR-Historikerschaft (Berichte und Studien 52, Göttingen 2006) 60 mit Anm. 251 ; Middell, Weltgeschichtsschreibung (Bibl.) passim, v.a. aber 556–558, 628–636, 656f.; N. N., Schönebaum, Herbert, in : Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 7 : Registerbd., bearb. von Wilfrid WerBeck (31965) 220 ; N.N., Das Porträt. Professor Dr. Herbert Schönebaum, in : Pädagogische Rundschau. Erziehungswissenschaftliche Mo- natsschrift für Schule und Hochschule 21,7 (Juli 1967) 530 ; Carsten SchreiBer, Von der Philosophischen Fakultät zum Reichssicherheitshauptamt. Leipziger Doktoranden zwischen Universität und Gegnerfor- schung, in : Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur. Beiträge zur Geschichte der Universität Leipzig vom Kaiserreich bis zur Auflösung des Landes Sachsen 1952, hg. v. Ulrich von Hehl (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte A 3, Leipzig 2005) 263–287, hier 272f. 421 So kündigt er es zumindest an ; BAK, N1035, 20. 422 Hier heißt es wörtlich : Schönebaum ist eine alte saure Jungfer, aus seiner Unzufriedenheit steigt fortgesetzt eine bittere Stimmung hervor, aus der dann solche Exzesse geboren werden. Es ist daher höchste Zeit, dass er eine or- dentliche Stellung erhält, und ich bitte Sie, mich in dieser Sache zu unterstützen, denn jetzt geht es im Hause nicht mehr. Ich höre überhaupt[,] dass er alles schikaniert und das Versagen des Hauses gerade jetzt wieder in der Wahl- propaganda ist offenbar. Darüber bin ich wütender als über das andere, kann aber gerade jetzt nichts machen, weil er formal im Rechte ist, wenn er sich als Hausverwalter aufspielt (UA Leipzig, PA 561, fol. 106). 423 Ludwig, „Ein sonniges Neuland“ (Bibl.) 63 interpretiert die Quelle anders : „Helbok war sichtlich erbost und beschimpfte Schönebaum, war aber letztlich nicht in der Lage, etwas gegen ihn zu unternehmen, weil dieser – wie Helbok selbst zugeben mußte – ‚formal im Rechte‘ war.“ M. E. ist das von Ludwig behauptete Helboksche Eingeständnis des (bewussten) Plagiats wegen des Nachsatzes wenn er sich als Hausverwalter auf- spielt nicht gegeben, Helbok zielt hier vielmehr auf angebliche „Schikanierungen“ auch von anderen Leuten, sc. Mitgliedern oder Gästen des von Schönebaum verwalteten Lamprecht-Instituts, durch diesen. 424 Vgl. Muller, The Other God (wie Anm. 395) 286f.; Middell, Weltgeschichtsschreibung (Bibl.) 682. 425 Vgl. Friedemann Schmoll, Heinrich Harmjanz. Skizzen aus der nationalsozialistischen Wissenschaftspoli- tik, in : Jb. für europäische Ethnologie 3 (2008) 105–130 ; Ders., Vermessung (Bibl.) 175–193. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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