Seite - 314 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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314 Gudrun Wlach
begann er 1912 als Assistent von Emil Reisch3 an der Wiener archäologischen Lehrkanzel.
Zwei Jahre später wurde er Sekretär des ÖAI unter dessen Direktor Reisch. Den Ersten
Weltkrieg erlebte er als Soldat und als Teilnehmer an wissenschaftlichen Expeditionen im
Kriegsgebiet auf dem Balkan. Nach Habilitation 1915 und Lehrtätigkeit in Wien war er ab
1923 für sieben Jahre Ordinarius zuerst in Prag, danach kurz in Jena. 1930 kehrte er nach
Wien zurück, wo er vorerst als außerordentlicher Professor neben dem Ordinarius Reisch
tätig war. Nach Emeritierung und Tod Reischs wurde Praschniker 1934 sein Nachfolger
auf der archäologischen Lehrkanzel, 1935 – gemeinsam mit Rudolf Egger – auch Reischs
Nachfolger als Direktor des ÖAI. Diese Funktionen behielt er bis zu seinem Tod 1949.
Während der NS-Zeit leitete er von 1939 bis 1945 das als Zweigstelle Wien dem Archäo-
logischen Institut des Deutschen Reiches (= AIDR) angegliederte frühere österreichische
Institut. Praschnikers eigene Darstellungen seines Lebenslaufs, die sich in den Akten fin-
den, sind meist kurz gehalten. Ein ausführlicher Lebenslauf Für die Akademie aus dem
Jahr 19414 dürfte anlässlich einer von der Wiener Akademie der Wissenschaften erbetenen
Aktualisierung des Lebenslaufs der Mitglieder geschrieben worden sein. Aus diesem soll
im Folgenden öfters zitiert werden. Der vorliegende Aufsatz stellt eine erweiterte und neu
bearbeitete Fassung des 2012 in einem Sammelband über Klassische Archäologen zur Zeit
des Nationalsozialismus erschienenen Beitrags dar5, in dem nun die Zwischenkriegszeit
3 Emil Reisch (1863–1933) war Ordinarius für Klassische Archäologie an der Universität Wien von 1898–1933,
Direktor des Österreichischen Archäologischen Instituts von 1909/10–1933. Camillo Praschniker, Emil
Reisch, in : Almanach der ÖAW 84 (1934) [2–7] ; Camillo Praschniker, Emil Reisch, Jahresbericht für die
Altertumswissenschaft 249 B (1935) 35–49 ; Hedwig Kenner, Emil Reisch 1863–1933, in : Archäologenbild-
nisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, hg. v. Reinhard Lul-
lies, Wolfgang Schiering (Mainz 1988) (= Archäologenbildnisse) 150f.; Gudrun Wlach, Die Akteure. Die
Direktoren und wissenschaftlichen Bediensteten des Österreichischen Archäologischen Instituts, in : 100 Jahre
Österreichisches Archäologisches Institut 1898–1998 (Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen
Institutes 31, Wien 1998) 99–132, hier 104f.; Manfred Kandler, Reisch, Emil, in : NDB 21 (2003) 383f.
4 UAW, PA Praschniker 2933, fol. 119–127 : maschinenschriftlich mit Korrekturen von Hand ; AÖAW, PA
Praschniker (Durchschlag, unterschrieben). Zitiert wird im Folgenden nach dem Exemplar im UAW.
5 Gudrun Wlach, Camillo Praschniker (1884–1949), in : Lebensbilder. Klassische Archäologen und der Na-
tionalsozialismus 1, hg. v. Gunnar Brands, Martin MaischBerger (Menschen – Kulturen – Traditionen.
Studien aus den Forschungsclustern des Deutschen Archäologischen Instituts 2, 1, Rahden/Westf. 2012)
75–89. Ergänzende Recherchen konnten auch im Rahmen des vom FWF finanzierten Projekts „Provinzial-
römische Archäologie in Österreich 1918–1945“ (P20877-G02) durchgeführt werden. Für kritische Lektüre
einer ersten Fassung des vorliegenden Aufsatzes danke ich Gabrielle Kremer (Wien) sehr herzlich. Für wert-
volle Kommentare bedanke ich mich auch bei den Kolleginnen und Kollegen des Jour fixe Universitäts- und
Wissenschaftsgeschichte, Forum „Zeitgeschichte der Universität Wien“ : http://forum-zeitgeschichte.univie.
ac.at/universitaet/forum-zeitgeschichte [letzter Zugriff 04.04.2016]. – Andere biografische Darstellungen oder
Lexikonartikel über Praschniker : Hermann Vetters, Praschniker, Camillo, in : ÖBL 8 (1983) 241f.; Hedwig
Kenner, Camillo Praschniker 1884–1949, in : Archäologenbildnisse, 224f.; Wlach, Akteure (wie Anm. 3)
106f.; Art. „Praschniker, Camillo“, in : Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder III,
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625