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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 326 -
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326 Gudrun Wlach 1918 nahm er die Gebiete der antiken Städte Apollonia/Pojani und Byllis auf und führte kleine Versuchsgrabungen durch. Die antiken Überreste in Albanien waren in zweierlei Hinsicht gefährdet. Zum einen wurden Fundstellen durch Artilleriefeuer beschädigt, zum anderen war der Verbleib der Objekte im Land durch die Nachfrage nach Souvenirs unter den Besatzungssoldaten ge- fährdet70. Anhand einer aus dem Jahr 1904 stammenden Publikation von Carl Patsch71, dem Begründer und Leiter des bosnisch-herzegowinischen Instituts für Balkanforschung in Sarajewo72, konnte Praschniker feststellen, welche Stücke bereits fehlten. Er schwankte, ob die geborgenen Antiken in Albanien verbleiben sollten oder angesichts der Kriegs- lage besser in Sarajevo aufgehoben wären, lehnte aber – gemäß dem Auftrag seiner For- schungsreisen – einen Transport der Antiken nach Wien ab. Anfang Juli 1918 setzte eine Offensive Italiens ein, Praschniker musste auf dem Rückzug mit der österreichischen Ar- mee vieles zurücklassen, die Keramik aus der Grabung in Apollonia verbrannte im Kloster Pojani. Auf dem Rückzug ging auch ein Teil von Praschnikers Aufzeichnungen und Fotos verloren73. Im Oktober 1918 bedauerte er in einem Brief an Patsch den Verlust der anti- ken Stücke im Zuge der Räumung Albaniens74. Am 22. November 1918 meldete er seine Entlassung aus dem Heer75. Die Ergebnisse dieser zweiten Albanien-Mission als Beauftragter der Orientabteilung publizierte Praschniker in einem größeren Aufsatz76. Im Vorwort erwähnte er die be- sondere Situation dieser Forschungen77 : „Die Monate, die ich an der albanischen Front verlebt habe, werden mir in unauslöschlicher Erinnerung bleiben, in ihrer ganz eigenen Verquickung des Kriegerhandwerks mit wissenschaftlicher Arbeit. Vermerke, wie ‚Gra- bung wegen Alarm eingestellt‘ oder ‚Unterbrechung wegen feindlichen Feuerüberfalles‘ 70 Marchetti, Balkanexpedition (wie Anm. 55) 224. 71 Carl Patsch, Das Sandschak Berat in Albanien (Schriften der Balkankommission 3, Wien 1904). 72 Patsch studierte Geschichte und Geographie an der Universität Prag, wo er 1889 promovierte. 1890–1892 war er Assistent am Archäologisch-Epigraphischen Seminar der Universität Wien. Seit 1893 war er in Sara- jewo zuerst als Lehrer, dann als Kustos des bosnisch-herzegowinischen Landemuseums tätig. Patsch kam am 21.02.1945 bei einem Luftangriff auf Wien ums Leben. Siehe Hubert D. Szemethy, Patsch, Carl Ludwig, in : NDB 20 (2001) 101f.; Horst Haselsteiner, Carl Patsch (1865–1945), in : Osteuropäische Geschichte in Wien. 100 Jahre Forschung und Lehre an der Universität, hg. v. Arnold Suppan, Marija Wakounig, Georg Kastner (Innsbruck/Wien 2007) 189–198. 73 Camillo Praschniker, Muzakhia und Malakastra. Archäologische Untersuchungen in Mittelalbanien, in : ÖJh 21/22 (1922–24) Beibl. 5–224 (zugleich FS für Franz Winter, Wien 1920), hier 8. 74 Briefe im NL Patsch, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (zitiert nach Marchetti, Balkanexpedition [wie Anm. 55] 225, Anm. 124). 75 AÖAI, Personalakten, Zl. 344/1918 :VII. 76 Praschniker, Muzakhia (wie Anm. 73). 77 Ebd. Sp. 10f. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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