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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 329 -
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Camillo Praschniker (1884–1949) 329 zeigen sollte. Praschniker verfasste auch populäre Arbeiten zur kretisch-mykenischen Kul- tur90 und rezensierte alle drei Bände von Arthur Evans’ Knossos-Publikation91. Der radikale Umbruch in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg förderte Nationalis- mus und völkisches Gedankengut. Verbitterung über die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg, über den Zusammenbruch und die Aufteilung der Monarchie zeigte sich in Praschnikers Wortwahl in mehreren kleinen Publikationen. Er schrieb vom „ver- stümmelten Österreich“, von einer „Zerstörung aller Kulturwerte“ und bezeichnete die geistigen Arbeiter als „die Ärmsten des Elendstaates“. Praschniker verfasste mehrere Re- zensionen, in denen sich diese Stimmung anschaulich ausdrückt. Die ausführliche Bespre- chung von Heberdeys Arbeit über die Porosskulpturen der Akropolis enthält zeitbezogene Kommentare und eine Verteidigung der wissenschaftlichen Leistungen Österreichs92 : „Heberdeys Buch ist in den Wirren des Zusammenbruchs geboren, in einer Zeit, die für das verstümmelte Österreich nur Zerstörung und Abbau aller gewohnten Kulturwerte bedeutet, in der die Ärmsten des Elendstaates, dessen geistige Arbeiter, gezwungen sind, im Ausland, bei den ehemaligen Feinden, um des Tages Notdurft zu betteln. Wir brau- chen in Österreich jetzt Leistungen wie Heberdeys Buch, die diesen zeigen, daß wir doch nicht ganz arm sind, daß wir der Welt noch etwas zu schenken haben, was nicht weniger bedeutet als die Almosen, die sie uns jetzt zuteil werden lassen.“ In einer Rezension des ersten Bandes der Ausgrabungen in Baalbek ging Praschni- ker auf den Boykott deutscher Wissenschaft ein93 : „Noch lebt und blüht die deutsche Wissenschaft trotz aller Not der Zeit und kann keineswegs durch den übrigens heute wohl schon überlebten Boykott der fremden wissenschaftlichen Vereinigungen vernich- tet werden. Denn es wird wohl auch diesen immer klarer, daß das Werk der deutschen Wissenschaft nicht einfach zu streichen ist, daß im Gegenteil auch der Fortschritt ihrer eigenen Arbeit durch das Gedeihen deutscher Wissenschaft bedingt ist.“ Die „Not deut- 90 Camillo Praschniker, Kretische Kunst (Bibliothek der Kunstgeschichte 7, Leipzig 1921) ; Camillo Prasch- niker, Mykenische Kunst (ungedr. Typoskript, Wien 1924). 91 Camillo Praschniker, Rez. zu : A. Evans, The Palace of Minos (1921), in : Wiener Jb. für Kunstgeschichte NF 2 (1923) 52–55 ; Camillo Praschniker, Rez. zu : A. Evans, The Palace of Minos Vol. II, Part I, Part II (1930), in : Wiener Jb. für Kunstgeschichte 8 (1932) 93–98 ; Camillo Praschniker, Rez. zu : Arthur Evans, The Palace of Minos Vol. III (1930), in : Wiener Jb. für Kunstgeschichte 10 (1935) 91–94. 92 Camillo Praschniker, Rez. zu : Rudolf Heberdey, Altattische Porosskulptur (Wien 1919), in : Philologische Wochenschrift 41 (1921) Nr. 25 (18. Juni) 583–592, hier 592. 93 Camillo Praschniker, Rez. zu : Baalbeck. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1898 bis 1905, hg. v. Th. Wiegand. 1. Band von B. Schulz und H. Winnefeld (Berlin/Leipzig 1921), in : Abendblatt 16.06.1922. Zum Boykott deutscher Wissenschaft siehe auch Marie Vigener, „Ein wichtiger kulturpolitischer Faktor“ Das Deutsche Archäologische Institut zwischen Wissenschaft, Politik und Öffent- lichkeit, 1918–1954 (Menschen – Kulturen – Traditionen, Forschungscluster 5, Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts im 20. Jahrhundert 7, Rahden/Westf. 2012) 17–19.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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