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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 335 -
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Camillo Praschniker (1884–1949) 335 scher Universität dürfte es kaum gegeben haben. Praschniker beschrieb sein Leben in Prag und die Tätigkeit an der Prager Universität als Leben in einer abgeschotteten deutschen Enklave im tschechischen Meere. Er dürfte selbst die tschechische Sprache nicht beherrscht haben, sprach aber zumindest eine andere slawische Sprache, nämlich Slowenisch122. Der Beginn von Praschnikers Ordinariat in Prag fiel in die Zeit unmittelbar nach der sog. Steinherz-Affäre, welche die starken antisemitischen Strömungen dieser Zeit – besonders an der Universität – zeigt. Der deutsch-jüdische Historiker Samuel Steinherz wurde für das Studienjahr 1922/23 an der Deutschen Universität Prag zum Rektor gewählt, was zu heftigen Protesten deutschnationaler Studenten führte123. Über eine Reaktion Prasch- nikers dazu ist nichts bekannt. Steinherz gab als Folge dieser Proteste am 6. Juli 1922 gegenüber der Presse eine Erklärung über sein „Deutschtum“ ab124. Als Ordinarius für Klassische Archäologie in Prag war Praschniker die Sammlung der Gipsabgüsse ein besonderes Anliegen. Während des Umbaus des Universitätsgebäudes 1924 mussten die Gipse ausgelagert werden, was sich auf den Unterrichtsbetrieb behin- dernd auswirkte125. 1925 bis 1927 wurde die Sammlung vollständig gereinigt und neu aufgestellt. Gotsmich stellte einen Katalog zusammen, der 1927 mit einer Einleitung von Praschniker erschien126. In seiner Publikation der Sammlung 1929 bedauerte Praschniker das mangelnde Interesse der Öffentlichkeit an dieser Sammlung sowie an antiker Kunst überhaupt127 : „Mit Gipsabgüssen gefüllte Säle erfreuen sich in den letzten Jahrzehnten 122 In Praschnikers Grundbuchblatt aus der Zeit seines Militärdienstes in der Habsburgermonarchie (ÖStA, KA, Grundbuchblätter, K. 1014) ist unter der Rubrik Sprachen angegeben : deutsch, ital., französisch, englisch, sla- visch. Im Personalstandesblatt von 1945 findet sich der Eintrag : neugriechisch, slovenisch, französisch, englisch (AdR, PA Praschniker, fol. 2). 123 Zu Steinherz : Peter Arlt, Samuel Steinherz (1857–1942) Historiker. Ein Rektor zwischen den Fronten, in : Prager Professoren 1938–1948. Zwischen Wissenschaft und Politik, hg. v. Monika Glettler, Alena Míšková (Essen 2001) 71–104 ; Gerhard OBerkofler, Deutschtum, Wissenschaft und Glaube im Le- ben des Samuel Steinherz, Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 14 (2007/2) 11–19 ; Gerhard OBer- kofler, Samuel Steinherz (1857–1942). Biographische Skizze über einen altösterreichischen Juden in Prag (Innsbruck/Wien/Bozen 2008). 124 OBerkofler, Deutschtum (wie Anm. 123) 15 : „Ich bin durch meine Eltern, durch Erziehung und Schul- bildung ein Deutscher, habe mich immer als solcher bekannt, und habe niemals auch nur den geringsten Anlass gegeben mein Deutschtum zu bezweifeln.“ Steinherz wurde 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er auch starb. 125 Praschniker erwähnte dies in einem Brief an Heberdey : AÖAI, NL Praschniker, K. III : Praschniker an Heberdey, Prag, 27.01.1925 : Ich bin hier in Prag wegen des Umbaus des Universitätsgebäudes seit Juni 1924 ohne Institut. Sie können sich vorstellen, wie meine Vorlesungen ohne Unterrichtsmaterial aussehen. 126 Führer durch die Sammlungen des archäologischen Institutes der deutschen Universität in Prag, bearb. v. Alois Gotsmich, mit Einleitung von Camillo Praschniker (Prag 1927). 127 Camillo Praschniker, Die Sammlung des archäologischen Institutes der Deutschen Universität in Prag, Sudeta 5 (1929) H. 1, 15–22, hier 17, 21f.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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