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Camillo Praschniker (1884–1949) 343
rium im Juli 1933 durch den Dekan Heinrich von Srbik169 ein Memorandum betreffend die
künftige Lage des österreichischen archäologischen Institutes, in dem auf die Möglichkeiten
der künftigen Stellung eingegangen wurde170 : Als beste künftige Stellung wurde die Er-
haltung als selbstständige Forschungsanstalt angesehen ; sollte dies nicht möglich sein, sei
eine Eingliederung in die Universität die beste Option. Reisch wurde im Oktober 1933
emeritiert und als emeritierter Professor auch von der Leitung des ÖAI entbunden, er starb
bereits im Dezember darauf. Vizedirektor Josef Zingerle171 übernahm die provisorische
Leitung. Die Regelung der Nachfolge in der Direktion des ÖAI wurde vom Ministerium
mit der Frage der künftigen Gestaltung des Instituts und einer etwaigen Angliederung an
die Universität verknüpft. Auch die Nachfolge an der archäologischen Lehrkanzel musste
erst geklärt werden172. Das Dekanat der Philosophischen Fakultät sandte einen Kommis-
sionsbericht vom 10. März 1934 betreffend die Angliederung des ÖAI an die Universität
an das Ministerium173. In den Vorstellungen der Kommissionsmitglieder ist auch der Pas-
sus enthalten, dass der Leiter des ÖAI der Lehrkanzelinhaber für Klassische Archäologie
sein solle : Grundsätzlich soll als Leiter desselben der jeweilige Inhaber der archäologischen
Lehrkanzel fungieren. Da die Inlandsforschung schon seit Jahren ein spezielles Arbeitsge-
biet von Rudolf Egger174 darstellte, sollte dieser die Mitleitung des Instituts ad personam
übernehmen. Der Forschungsbereich in zeitlicher Hinsicht wurde in den vorgesehenen
neuen Statuten erweitert : Er sollte nun das Gebiet der klassischen Archäologie einschließ-
lich der frühmittelalterlichen Zeit umfassen175. Mit Schreiben des Bundesministeriums für
Unterricht vom 27. Dezember 1934 an die Direktion des ÖAI wurde das Institut offiziell
169 Martina Pesditschek, Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951). „Meine Liebe gehört bis zu meinem Tod
meiner Familie, dem deutschen Volk, meiner österreichischen Heimat und meinen Schülern“, in : Österrei-
chische Historiker 2, hg. Hruza (wie Anm. 114) 263–328.
170 ÖStA, AVA, Unterricht Allg., Fasz. 667, 16938-I/1 (21036) : Memorandum, 13.07.1933. Die Beratung der
Kommission fand am 10.07.1933 unter dem Vorsitz von Prodekan Ernst Späth statt. Teilnehmende Professo-
ren : Viktor Christian, Alfons Dopsch, Rudolf Egger, Paul (?) Kretschmer, Richard Meister, Oswald Menghin,
Johannes Mewaldt, Ludwig Radermacher, Carl Patsch, Camillo Praschniker, Julius von Schlosser, Adolf Wil-
helm. Als Experte wurde Josef Zingerle beigezogen.
171 Zu Zingerle (1868–1947) : Camillo Praschniker, Josef Zingerle, in : Almanach der ÖAW 97 (1947) 287–
293 ; Schauer, „Sekretäre“ (wie Anm. 1) 38f.; Wlach, Akteure (wie Anm. 3) 122f.
172 ÖStA, AVA, Unterricht Allg., Fasz. 667, Zl. 21995-I/6a, 1933.
173 Ebd. Zl. 19807-I/1 : Dekanat an BMU, 15.03.1934 mit Kommissionsbericht vom 10.3.1934 betreffend
Angliederung des ÖAI an die Universität Wien. Kommissionsmitglieder : Praschniker, Meister, Mewaldt,
Menghin, Späth, Egger, Zingerle, Kretschmer, Christian, Schlosser, Radermacher, Franke.
174 Zu Egger (1882–1969) : Hermann Vetters, Rudolf Egger, in : Almanach der ÖAW 119 (1969) 363–382 ;
Wlach, Akteure (wie Anm. 3) 108–110 ; Fellner, Corradini, Geschichtswissenschaft (wie Anm. 19)
107f.; Pesditschek, Wien (wie Anm. 163) bes. 290–307.
175 ÖStA, AVA, Unterricht Allg., Fasz. 667, Zl. 2002-I/1, 1936.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625