Seite - 390 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Bild der Seite - 390 -
Text der Seite - 390 -
390 Janez Mlinar
Saria begann mit den Vorlesungen in Laibach erst im Sommersemester 1927, obwohl
er bereits vorher mit Ungeduld erwartet worden war44. Er übernahm sowohl Vorlesungen
im Rahmen des Lehrstuhls für Geschichte als auch im Rahmen des neu entstehenden
Lehrstuhls für Archäologie. In den nächsten Jahren gestaltete er seine Vorlesungen in drei
bis vier Jahreszyklen, die für Historiker einerseits die Quellenkunde zur Alten Geschichte
und einen Überblick über die griechische und römische Geschichte umfassten, anderer-
seits einen Überblick über die Geschichte der römischen Republik und des Römischen
Reiches boten. Darüber hinaus hielt er einige Male Vorlesungen über das jugoslawische
Gebiet im Altertum, über den Nordbalkanraum im Altertum, über lateinische Epigra-
phiker sowie eine Einführung in die Numismatik. Ähnliche Zyklen bereitete er auch für
Archäologiestudenten vor, mit besonderer Betonung kunstgeschichtlicher Inhalte (antike
Architektur, Figuren der griechischen und römischen Gottheiten, Aufriss der griechischen
Kunst, antike Kunst). Den archäologischen Fächern im engeren Sinne sind in der Tat nur
einige wenige Kurse Sarias zuzuordnen45. Seine akademische Karriere an der Universität
Laibach erreichte im Jahr 1937 mit der Wahl zum ordentlichen Professor für Alte Ge-
schichte, klassische Archäologie und Numismatik ihren Höhepunkt 46.
Sarias Wirken in Laibach stellte für die dortige neue Universität eine wichtige Errun-
genschaft dar. Bis zum Zweiten Weltkrieg war er neben Ložar, der als Kustos des Natio-
nalmuseums tätig war, der einzige fest angestellte professionelle Archäologe in Laibach.
Seine Auffassung der Materie bedeutet einerseits zumindest teilweise einen Bruch mit der
kulturgeschichtlichen Tradition der ersten Jahre der archäologischen Studienfachgruppe,
andererseits gelang es ihm, die slowenische und universitäre Archäologie mit den interna-
tionalen Strömungen in Kontakt zu bringen47. Ložar bezeichnete ihn in seinen Memoiren
als eine große Errungenschaft für die Studenten der Geschichte und Archäologie und für den
allgemeinen Fortschritt der Wissenschaft, in der er tätig war. Sein großes Verdienst war, dass
er Laibach auf der Landkarte der Zentren dieser Wissenschaften eintrug48. Er wurde auch
vom künftigen Lehrstuhlinhaber für antike Geschichte an der Philosophischen Fakultät
44 So z.B. schreibt Milko Kos, Sarias Altersgenosse und Bekannter schon von der Belgrader Universität, der in
der gleichen Zeit wie Saria zum außerordentlichen Professor für historische Hilfswissenschaften an der Laiba-
cher Universität gewählt wurde, an Saria in Belgrad und fragt ihn, wann man die Gelegenheit haben werde, Sie
endlich in Laibach begrüßen zu können (kada čemo imati priliku pozraviti vas u našoj sredini). Vgl. ZAP 6 (wie
Anm. 10) K. 29. Kos an Saria, 20.10.1926.
45 Novaković, Zgodovina (wie Anm. 41) 35.
46 ZAMU IV-57/843 (wie Anm. 34).
47 Novaković, Zgodovina (wie Anm. 41) 32.
48 Rajko LOŽAR, Nekaj spominov iz mojega življenja in dela [Einige Erinnerungen aus meinem Leben und
meiner Arbeit], in : Medobdobja 21 (1985) 71 : … velika pridobitev za študente zgodovine in arheologije ter za
splošni napredek znanosti v kateri je deloval ; … da je Ljubljano vpisal na zemljevid središč teh ved. Novaković,
Zgodovina (wie Anm. 41) 34.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625