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Balduin Saria (1893–1974) 391
in Laibach und seinem Studenten, Jože Kastelic, geschätzt. Als dieser ihm im Mai 1943
brieflich mitteilte, dass er erfolgreich in Laibach promoviert habe, betonte er : Ich bedanke
mich innig bei Ihnen für Ihre Lehrerarbeit – was ich kann, haben Sie mir beigebracht49.
In Laibach pflegte Saria sorgfältig das umfangreiche Netzwerk der wissenschaftlichen
bzw. freundschaftlichen Kontakte und nahm neue auf. Bereits in Belgrad hatte er im
Briefwechsel mit allen wichtigen Wissenschaftlern im Königreich der Serben, Kroaten
und Slowenen, welche die für ihn interessanten Themen erforschten, gestanden. In Sara-
jevo stand er in Verbindung mit Dmitri Sergejevski, in Zagreb mit Viktor Hoffiller und
Skopje mit dem Kunsthistoriker Francè Mesesnel. Briefwechsel sind auch mit den Bel-
grader Kollegen Vladimir Petrović, Radoslav Grujić und Nikola Vulić erhalten. Ebenso
intensive Kontakte pflegte er mit dem Ausland, insbesondere mit Kollegen im deutschen
Sprachraum. Der wichtigste Korrespondent, der später den Weg für seine Tätigkeit nach
dem Zweiten Weltkrieg ebnen sollte, war Fritz Valjavec. Ende Mai 1939 wandte sich die-
ser, der in der SODFG seit 1936 deren Zeitschrift Südostdeutsche Forschungen redigierte,
an Saria mit der Frage nach seiner Bereitschaft zur Mitwirkung an dieser Zeitschrift. Wie
Sie aus dem übersandten Heft freundlichst ersehen wollen, arbeiten wir auf rein wissenschaftli-
cher Grundlage und suchen eine stärkere Zusammenarbeit mit der Forschung der Südostvölker
herbeizuführen50. Mitte Juli lud Valjavec Saria ein, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates
zu werden, was Saria Ende Juli annahm. Im September konnte Fritz Machatschek, der
Direktor des Instituts, Saria von dieser Mitgliedschaft Mitteilung machen51.
In einem Gebiet und in einer Zeit, die aufgrund der historischen Umstände der
deutschsprachigen Bevölkerung nicht wohlgesonnen waren, machte Saria kein Hehl aus
seiner deutschen Nationalität. In allen offiziellen Dokumenten, die in der Zwischen-
kriegszeit ausgestellt wurden, deklarierte er sich als Deutscher. Er war aktiv in Vereinen
und Organisationen der Deutsch sprechenden Minderheit in Jugoslawien tätig. Bei der
Wiederbelebung des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes trat Saria dem im Jahr 1932
gegründeten Ortsausschuss Laibach bei und wurde bald in der Redaktion der Zeitung
Volkswart, einer Vierteljahrschrift des Kulturbundes, einbezogen. Man hat mich gebeten,
49 ZAP 6 (wie Anm. 10) K. 29, Kastelic an Saria, 06.05.1943 : Iskreno se Vam zahvaljujem za Vaše učiteljsko delo –
kar znam, ste me naučili Vi.
50 Brief von Valjavec an Saria, 24.05.1939. Die Korrespondenz von Valjavec wird vom Südost-Institut in
München aufbewahrt. Ausführlich über Valjavec’ Kontakte mit slowenischen Wissenschaftlern siehe Dušan
Nećak, Slovenski izobraženci v korespondenci dr. Fritza Valjavca (1935–1944) [Slowenische Gebildete in
der Korrespondenz von Dr. Fritz Valjavec], in : Slovenci v Evropi. O nekaterih vidikih slovenske povezanosti s
sosedi in Evropo, hg. v. Peter Vodopivec (Historia 5, Ljubljana 2002) 177–210. Zum Briefwechsel zwischen
Valjavec und Saria bes. 197–204. Für die vorliegende Abhandlung stellte mir Prof. Dr. Dušan Nećak Kopien
des Briefwechsels zur Verfügung, wofür ich ihm herzlich danke.
51 Nećak, Slovenski izobraženci (wie Anm. 50) 198 ; Valjavec an Saria, 21.12.1939.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625