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392 Janez Mlinar
eine Art Subredaktion für Slowenien zu übernahmen, berichtete er in Januar 1933 an Pir-
chegger.52 Ob diese Mitarbeit seine einzige Funktion im Bund war, lässt sich dem über-
lieferten Material nicht entnehmen, jedoch machte er sich durch diese Arbeit auf jeden
Fall sehr bekannt53. Ab 1939 war er Mitglied der Deutsch-Jugoslawischen Gesellschaft54.
Vor allem war er in das Wirken der evangelischen Gemeinschaft miteinbezogen. Er stand
im regelmäßigen Briefwechsel mit seinem Jugendfreund, dem Pettauer Apotheker Leon
Behrbalk, der ihm ausführlich über die Neuigkeiten aus seiner Heimstadt berichtete. Saria
galt als Graue Eminenz und Experte für die historische Entwicklung der evangelischen
Gemeinschaft in Jugoslawien. Im Juni 1939 wurde er auf Empfehlung von Pfarrer Mai
aus Cilli zur Abfassung der Beiträge für die Deutsche Biographie der Reformationszeit
eingeladen, wobei er Krain behandeln sollte55. Das Projekt wurde wegen des Zweiten
Weltkrieges nicht realisiert.
4. kriegs- und nachkriegszeit
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und dessen Ausweitung auf die Balkanhalbinsel
stellte einen Wendepunkt im Leben Sarias dar. In seiner Vorkriegskorrespondenz sind
keine Kommentare zu den stürmischen politischen Ereignissen zu finden. Ob dies Folge
des „erhabenen“ Abstands in die Welt der Wissenschaft oder lediglich eine Vorsichtsmaß-
nahme wegen etwaiger Überwachung seines Briefwechsels war, ist schwer zu beurteilen.
Besorgnisse dieser Art waren nicht ganz unberechtigt. So wird beispielsweise in Sarias
Korrespondenz mit Valjavec kein einziges Mal das aktuelle politische Geschehen ange-
sprochen oder kommentiert. Ihr Briefwechsel thematisiert ausschließlich wissenschaftli-
che Fragen und bezieht sich lediglich auf Informationen über erbetene Buchbesprechun-
gen und Sarias laufende Berichte über die wissenschaftliche Produktion in Laibach56. Erst
nach dem Beginn des Krieges in Jugoslawien im April 1941 erlaubte sich Saria, etwas
persönlicher zu formulieren. Seit meinem letzten Schreiben hat sich hier [nämlich in Lai-
bach] also so manches geändert. Ich habe den Krieg in Südserbien, in Kosovska Mitrovica,
mitgemacht, da man mich als Volksdeutschen hier im Norden nicht für verlässlich hielt. Nun,
ich habe mich auch den ersten deutschen Truppen sofort gemeldet und dann längere Zeit in
einem Kradschützenbataillon als Dolmetscher gedient. Seit Mitte Mai bin ich wieder hier und
52 StLA, NL Hans Pirchegger, K. 16, H. 731 ; Saria an Pirchegger, 31.01.1933.
53 Balduin Saria, Das Laibacher Deutschtum. Seine Entstehung und Entwicklung, in : Südostdeutsche Heimat-
blätter 2 (1953) 8.
54 ZAP 6 (wie Anm. 10) K. 30.
55 ZAP 6 (wie Anm. 10) K. 30.
56 Nećak, Slovenski izobraženci (wie Anm. 50) 204.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625