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Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941) 409
Studium
1913 inskribierte sich Patzelt an der philosophischen Fakultät der Universität Wien15.
Somit konnte sie ohne Umwege und Verzögerungen ein Studium beginnen16, das ver-
mutlich von Anbeginn nicht auf den Lehrerinnenberuf hin ausgelegt war. Sie studierte
zunächst die Fächer Germanistik, Geschichte, Philosophie und Anglistik. Während dieser
Zeit unterzog sie sich zudem Ergänzungsprüfungen für die Gymnasialmatura (1913 und
1915)17, um als ordentliche Hörerin studieren zu können. Ferner hörte sie Vorlesungen
in Finanzwissenschaft und Volkswirtschaftslehre, Kunstgeschichte, Anthropologie sowie
Ethnographie und absolvierte Übungen zum Altnordischen, Dänischen und Schwedi-
schen. Als ihre Lehrer nennt sie u. a. ihren späteren Mentor Alfons Dopsch, im Bereich
der mittelalterlichen Geschichte bzw. in den Historischen Hilfswissenschaften Oswald
Redlich18 und Emil von Ottenthal19, den Direktor des Niederösterreichischen Landesar-
chivs und der Landesbibliothek Max Vancsa20 im Bereich der (nieder-) österreichischen
15 Die Möglichkeit, sich als ordentliche Hörerin an dieser Fakultät einschreiben zu können, bestand seit dem
Wintersemester 1897/ 98. Siehe dazu und zu den Möglichkeiten der Frauenbildung um 1900 : Waltraud
Heindl, Zur Entwicklung des Frauenstudiums in Österreich, in : „Durch Erkenntnis zu Freiheit und
Glück …“ : Frauen an der Universität Wien (ab 1897), hg. v. Ders. (Wien 1993) 17–27 ; Margret Fried-
rich, Brigitte Mahzohl-Wallnig, Frauen und Geschichtswissenschaft im deutschsprachigen Raum, in :
Annali dell’Instituto Storico Italo-Germanico in Trento/Jb. des italienisch-deutschen historischen Instituts in
Trient 22 (1996) 349–432 ; Brigitte Mazohl-Wallnig, „Männlicher Geist in weiblicher Gestalt“ : Frauen
und Geschichtswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in : MIÖG 110 (2002) 150–181 ; Fritz
Fellner, Frauen in der österreichischen Geschichtswissenschaft, in : Ders., Geschichtsschreibung und nati-
onale Identität. Probleme und Leistungen der österreichischen Geschichtswissenschaft (Wien/Köln/Weimar
2002) 92–129 ; Elisabeth Berger, „Ich will auch studieren.“ Zur Geschichte des Frauenstudiums an der
Universität Wien, in : Wiener Geschichtsblätter 57 (2002) 269–290. Zuletzt siehe die Vergleichsbeispiele bei
Heike Anke Berger, Deutsche Historikerinnen 1920–1970. Geschichte zwischen Wissenschaft und Politik
(Geschichte und Geschlechter 56, Frankfurt/M. 2007).
16 Vgl. beispielsweise die Lebensläufe der ersten an der Universität Wien habilitierten Frau, der Romanistin Elise
Richter (1865–1942), die freilich nicht nur wesentlich älter war, sondern auch auf die Fortschritte der Mäd-
chen- bzw. Frauenbildung angewiesen war, oder der ersten an der Universität Graz und im Fach Geschichte
in Österreich überhaupt habilitierten Frau, Mathilde Uhlirz, siehe dazu : Erika Kanduth, Richter, Elise, in :
Wissenschafterinnen in und aus Österreich (wie Anm. 4) 616–619, und Elise Richter, Summe des Lebens,
hg. v. Elisabeth Sturm, Christa Wille (Wien 1997), sowie Kunde, Mathilde Uhlirz (wie Anm. 14).
17 Wie Anm. 5.
18 Zu Redlich siehe den Beitrag von Johannes Holeschofsky in diesem Band.
19 Zu Ottenthal siehe Susanne Lichtmannegger, Emil von Ottenthal (1855–1931). Diplomatiker in der Tra-
dition Theodor von Sickels und Julius von Fickers, in : Österreichische Historiker 1900–1945 (wie Anm. 1)
73–95.
20 Vancsa, Max(imilian) Leopold, in : Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biogra-
phisch-bibliographisches Lexikon, bearb. v. Fritz Fellner, Doris A. Corradini (VKGÖ 99, Wien/Köln/
Weimar 2006) 426f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625