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Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941) 425
garn und waren jüdischen Glaubens. Rosa, die sich wäh-
rend ihrer Schulzeit selbst in Lucie „umtaufte“, besuchte
das Mädchengymnasium der Reformpädagogin Eugenie
Schwarzwald und erhielt, so berichtete es ihre Tochter,
Berta Varga, bereits von ihrer Mutter Fundamente ihrer
Allgemeinbildung. Ihre Kindheit und Jugend fand in
einem großbürgerlichen, gebildeten und fortschrittlichen
Umfeld statt. Kurz nach ihrer Reifeprüfung, noch 1923,
heiratete Lucie zum ersten Mal : den jüdisch-ungarischen
Internisten Josef Varga. Ihre gemeinsame Tochter Berta
kam 1925 zur Welt106.
Studium
Nachdem sie 1923 das Realgymnasium an der Schulanstalt Eugenie Schwarzwald abge-
schlossen hatte107, dauerte es immerhin ganze drei Jahre bis sie ihr Studium an der Univer-
sität Wien aufnahm. Sie gibt dafür in ihrem Lebenslauf, der sich heute in ihrem Personal-
akt anlässlich ihrer Dissertation im Archiv der Universität Wien befindet, gesundheitliche
Gründe an : Nachdem ich gesundheitshalber mein Studium unterbrechen musste, inskribierte
ich erst im Herbst 1926 an der philosophischen Fakultät der Universität Wien108. Diese An-
merkung bezog sich auf ihre angeborene Diabeteserkrankung. Nach ihrer Einschreibung
studierte sie acht Semester lang Mittlere und Neuere Geschichte im Hauptfach und
Kunstgeschichte im Nebenfach an der Universität Wien. Während ihres Studiums hörte
sie nach eigenen Angaben in Geschichte bei den Professoren Bauer, Dopsch, Redlich
und Hans Hirsch109 sowie bei der Dozentin Erna Patzelt. In Kunstgeschichte besuchte sie
u. a. die Veranstaltungen Strzygowskis110. Zudem hörte sie auch verschiedene Vorlesungen
in Philosophie. Während ihres Studiums arbeitete sie zugleich zeitweise am Seminar für
Wirtschafts- und Kulturgeschichte, am Historischen Seminar sowie am Kunsthistorischen
106 „[H]ierin [bildete sie] die Ausnahme unter den frühen Historikerinnen !“, vgl. Malzohl-Wallnig, Männ-
licher Geist (wie Anm. 15) 174.
107 Zu dieser ersten Schule, an der Mädchen in Österreich maturieren konnten, vgl. Renate Göllner, Eugenie
Schwarzwald und ihre Schulen, in : Mädchen bevorzugt : feministische Beiträge zur Mädchenbildung und
Mädchenpolitik, hg. v. Ruth Devime, Ilse Rollett (Wien 1994), sowie Dies., Mädchenbildung um 1900 :
Eugenie Schwarzwald und ihre Schulen (ms. Diss., Universität Wien 1986).
108 UAW, Rigorosenakt Lucie Varga, PN 10905, fol. 3.
109 Zu ihm siehe : Andreas H. Zajic : Hans Hirsch (1878–1940). Historiker und Wissenschaftsorganisator zwi-
schen Urkunden- und Volkstumsforschung, in : Österreichische Historiker (wie Anm. 1) 307–417.
110 UAW, Rigorosenakt Lucie Varga, PN 10905, fol. 3. Abb. 21 Lucie Varga
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625