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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 472 -
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Seite - 472 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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472 Reinhard Blänkner Grundgedanken heute noch lebendig sind oder neu zum Leben erweckt wurden“. Zwar sei eine „Rückkehr zu altgermanischen oder mittelalterlichen Formen […] unmöglich“. Der „Durchgang durch den modernen Staat“ und die „industriellen Grundlagen“ des deutschen Volkes haben, so Brunner, die „Volksordnung“ in einer Weise verändert, dass das deutsche Volk nicht mehr in „Verbänden, die „Land“ schlechthin sind, zu leben ver- mag. Aber die politischen Grundbegriffe des Dritten Reiches, Führung und Volksge- meinschaft, sind letztlich nur aus germanischen Grundlagen zu verstehen“141. Resümierend wird deutlich, dass Brunner sich mit seinem Konzept der politischen Volksgeschichte bzw. der Geschichte der deutschen Volksordnung in den volkssoziologi- schen Diskurs der „Volkwerdung“ einschrieb und diesen durch einen in kritischem An- schluss an Schmitt und die rechtshistorische Germanistik neu profilierten Verfassungsbe- griff erweiterte142. Sein argumentativer Rückgriff auf die „germanische Kontinuität“ und die hierauf beruhende Verknüpfung von mittelalterlicher Vergangenheit und (nationalso- zialistischer) Gegenwart ist dabei keineswegs bloß akzidentell oder mit Blick auf manche terminologische Wendungen als politisches Zugeständnis eines Extraordinarius zu ver- stehen, der sich hierdurch einen letzten Karrieresprung auf eine „ordentliche“ Professur erhoffte143. Der völkische Germanismus ist vielmehr das zentrale Argument, das „Land und Herrschaft“ in seinen drei ersten Auflagen zusammenhält. Zutreffend hat darum Heinrich Mitteis, der bedeutendste Rechtshistoriker seiner Zeit, den Brunner wegen dessen etatistischer Mittelalterdeutung kritisiert hatte144, in sei- ner ausführlichen, achtzehn Seiten umfassenden Rezension geurteilt : „Das Buch ist das erste, das für die verfassungsgeschichtliche Forschung die Staatslehre des neuen Deutschland fruchtbar macht, wie sie sich seit dem Durchbruch des Nationalsozia- lismus herausgebildet hat.“145 Und in einer weiteren Rezension zur dritten Auflage von 141 Ebd. 524–526 ; siehe auch Brunner, Deutsches Reich (wie Anm. 122) 249. 142 Siehe hierzu ausführlich Blänkner, „Staatsbildung“ (wie Anm. 10) ; Ders., „Verfassungskultur“. Überle- gungen aus historisch-kulturwissenschaftlicher Sicht, in : Konstitutionalismus in Europa. Entwicklung und Interpretation, hg. v. Detlef Lehnert (Köln/Weimar/Wien 2014) 199–222, insbes. 204–210. 143 So aber Quaritsch, Otto Brunner (wie Anm. 10) 839. Zu den mehrjährigen Bemühungen von Hans Hirsch, Brunner auf eine ordentliche Professur zu setzen, siehe auch Stoy, Institut (wie Anm. 12) 196. 144 Siehe Brunner, Verfassungsbegriff (wie Anm. 1) 515 ; Ders., Land und Herrschaft (wie Anm. 2) 21, 140 und 148. 145 Heinrich Mitteis, Land und Herrschaft. Bemerkungen zu dem gleichnamigen Buch Otto Brunners, in : HZ 163 (1941) 255–281 und 471–489, hier 256. Zu Mitteis siehe Georg Brun, Leben und Werk des Rechtshistorikers Heinrich Mitteis unter besonderer Berücksichtigung seines Verhältnisses zum Nationalsozi- alismus (Rechtshistorische Reihe 83, Frankfurt/M u. a. 1991) ; siehe auch den Nachruf von Otto Brunner, Heinrich Mitteis, in : ÖAW Almanach 1954 (Wien 1955) 343–346. Verzerrend und wenig kenntnisreich : Hans-Henning Kortüm, Mittelalterliche Verfassungsgeschichte im Bann der Rechtsgeschichte zwischen den Kriegen – Heinrich Mitteis und Otto Brunner, in : Das Lehnswesen im Hochmittelalter. Forschungskon- Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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